Eine Woche voller Simstage


playstation-sandkuchen-gescWir haben uns mit einem gewaltigen Sprung ins 21. Jahrhundert hineinkatapultiert. Manch einer mag jetzt müde lächeln, wenn er hört, was wir getan haben, aber was bisher für die Menschheit ein winzig kleiner Schritt war, war für unsere Familie ein Schritt unvorstellbar riesenhafter Ausmaße.
Eigentlich sind wir nicht untechnisch, wir haben alle Smartphones, wissen was mp3s sind, unser Fernseher kann schon Internet und wir haben so ein hypermodernes sirrendes Induktionskochfeld seit Stefans letztem Kochversuch – aber einen weißen Fleck gab es bislang bei uns: Gaming.
Mit 10 und 8 Jahren wollten wir unsere Kinder aber nicht mehr alleine ihrer Langeweile überlassen, sondern haben unsere PS2, die wir vor vielleicht 12 Jahren mal als Karaoke-Maschine angeschafft hatten, aus dem Schrank gekramt und gebrauchte Spiele besorgt. Neue gibt es dafür irgendwie nicht mehr.
Der Ober-Kracher für die Kinder ist Sims2. Jippieh! Jetzt können wir unser Leben nachspielen – wie aufregend!
In der Simswelt gibt es also inzwischen die Familie Lustig mit den Mitgliedern Lara, Chen, Lola und Horst. Die holprig animierten Figürchen sehen genauso aus wie sie heißen: nämlich lustig.
Horst trägt grau melierte Halbglatze und versucht sein offensichtliches Alter mit einem juvenilen Look zu überspielen. Die Lola-Eignerin hatte keine Lust, ihr Alter-Ego aufwendig zu gestalten und hat das der Zufallsauswahl der Playstation überlassen, Chen trägt eine rote Arbeitshose zum Irokesen-Haarschnittt und Lara ist ein wenig rockig unterwegs, dafür mit braver Frisur.
Da wir alle keine Ahnung von dem Programm haben, haben wir also nach der Familien-Konfektion ein Grundstück gekauft und sind eingezogen. Da standen die Lustigs dann nun neben ihrem Postkasten und haben das Haus gesucht, das wir erst hätten bauen sollen. Wir haben unsere Sims dann das Beste aus der Situation machen und sie erst einmal „Hände-Klatschen“ spielen lassen und Horst hat Witze erzählt. Nur Lara fand das alles nicht so witzig und ist aufgeregt in der Gegend herumgelaufen und hat sich geärgert.
Anscheinend ist es für Simse ganz schlimm, wenn sie sich ärgern, Lina ist nämlich in Tränen ausgebrochen und befürchtete das vorzeitige Ableben ihres Avatars, den sie bereits nach einer Stunde mindestens so sehr in ihr Herz geschlossen hatte wie ihr Kaninchen.
Wir haben dann also erst einmal ein Haus gebaut. Und was für eins. Da wurden alle Wünsche erfüllt.
Sogar Lola bekam ein eigenes Zimmer, damit sie schlafen kann. Lina hatte nämlich Sorge, dass ansonsten Horst die halbe Nacht Witze erzählen würde und Händeklatschen spielen wollte.
Und mit dem Haus kam dann das nächste Learning für unsere Kinder: die unbarmherzigen Regeln des Kapitalismus.
Auf die leisen Zweifel ihrer Eltern, dass der Betrag am oberen Bildschirmrand wohl eher die Haus-Rechnung, als den stetig wachsenden Reichtum der Familie Lustig, darstellt, wollten die Kinder nicht hören. „Ich kauf einen Fernseher und schon habe ich 3000 Sim-Irgendwas mehr, geil!“
So denken vermutlich auch die Leute, die dann irgendwann bei Peter Zwegat im Fernsehen zu bestaunen sind.
Das Haus wurde auf jeden Fall mit größter Hingabe und Liebe zum Detail eingerichtet, auch wenn Fritz zwischendurch erbost zu mir kam und schimpfte: „Die Lina fängt schon an zu dekorieren. Dabei wäre es doch viel sinnvoller, erst mal einen Kleiderschrank oder Tische oder Betten zu kaufen.“
Tja, Fritz . Du wirst auch noch lernen, dass im Leben nicht alles sinnvoll ist. Deko aber auf jeden Fall!
Das böse Erwachen kam dann mit dem Einzug in das Traumhaus: der Preis war leider mehr als doppelt so hoch wie das Gesamt-Budget der Familie Lustig.
Fritz merkte an, dass man ja vielleicht ein paar überflüssige Dinge wie das Rockset, das Trampolin oder das bescheuerte Bild zurückgeben könnte, aber Lina hatte schon mit dem Bau einer bescheideneren Hütte begonnen. Jetzt teilen sich Horst und Lola doch ein Zimmer und sogar Chen und Lara. Auch das Bad wurde von knapp 100 auf lächerliche 12 Quadratmeter eingedampft.
Aber auf die Empfangshalle wollte dann doch niemand verzichten.

2 Gedanken zu „Eine Woche voller Simstage

  1. Nähflöckchen

    Ich habe gerade deine Seite entdeckt und finde deine Geschichten einfach total lustig.
    Das mit den Sims kenne ich auch.
    Ich bin jetzt 25 und das Spiel kam raus als wir (meine Geschwister und ich) noch was kleiner waren.
    Mein Onkel der uns immer alles erlaubte kaufte uns also Sims 1 für seinen Computer und los ging die Sucht, die bei meiner Schwester und mir bis heute anhält, also Vorsicht 😉
    Wir haben sogar Zuhause gesessen, Familien und Häuser geplant und aufgemalt, weil uns dort das Spiel nicht zur Verfügung stand.
    Liebe Grüße
    Rebecca

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