Leise rieselt die Vier … #Rant


Es gab Halbjahrs-Zeugnisse. Mein Sohn hat geschafft, was vor ihm noch keiner aus unserer Familie geschafft hat (wobei ich nur für den inner circle sprechen kann, ein Zeugnis meiner Eltern habe ich nie zu Gesicht bekommen): er hatte eine Vier. Im Grundschul-Zeugnis der 3. Klasse.
Und zwar im Fach „Musische-Schiene“. Ist eine Mischung aus Werken, schauspielern und sonstigem kreativen Schnick-Schnack.
Fritz ist im Malen tatsächlich nicht die ganz große Nummer. Nach den Kopffüsslern kam nicht mehr viel. Aber was treibt ihn dazu, sich dem Ganzen so zu verweigern, dass man meint, einem Kind eine Vier geben zu müssen? Einem Kind, das im Fach Kunst bei einer anderen Lehrerin, die nicht gerade für Kuschelkurs und Waldorfpädagogik bekannt ist, eine Zwei bekommt?

Heute ist mein Ton anders als sonst. Schärfer. Weil ich mich aufrege. Schon ziemlich lange. Und ziemlich lange darüber nachdenke, was man wohl machen kann. Aber ich fürchte, man kann nicht wirklich etwas machen. Worüber ich mich aufrege? Schule. Grundschule, genauer gesagt, da mir für weitergehende Schulkritik bislang die Erfahrung fehlt.

Ich war so naiv zu glauben, dass der Satz „Wir holen jedes Kind da ab, wo es steht“, den wir vor der Einschulung zu hören bekommen haben, ernst gemeint war. Nach vier + zweieinhalb Jahren kann ich sagen: ein Scheißdreck passiert da in diese Richtung. Da will man nur braves Mittelmaß. Auffällige Störenfriede? Nachsitzen, in der Pause drinnen bleiben, Klassenregeln abschreiben.

Natürlich sollen Kinder gefördert werden, die Bedarf haben. Aber was dabei an unserer Schule (und an vielen anderen, wie mir Freundinnen und Bekannte berichten) vergessen wird: Fordern.
Das mag glatt laufen, wie bei meiner Tochter, Typ braves Mädchen, das die Klassenlehrerin anhimmelt. Aber auch hier sehe ich, dass dieses Kind sich nicht ein einziges Mal anstrengen musste, um immer super Noten nach Hause zu bringen. Völlig ungerechtfertigt gute Noten, wie ich finde. Wieso sollte sie sich bemühen, und mit d am Ende zu schreiben anstatt mit t, wenn nur die Lernwörter im Diktat bewertet werden? Dann gibt es 0 Fehler, während ich acht zähle. Natürlich ist das im Vergleich mit anderen Schülern, die nicht aus einem halbwegs bildungsbürgerlichen Milieu stammen oder Probleme mit der Sprache haben,  immer noch gut. Aber ich finde eine solche Bewertung zutiefst unfair. Weil es das Kind so nämlich der Erfahrung beraubt, sich mit Dingen auseinandersetzen zu müssen, zu lernen, sich anzustrengen. Und weil es unendlich viel blöder ist, wenn es plötzlich auf der weiterführenden Schule damit konfrontiert wird, dass es eben nicht ok ist, wenn man Dinge nur ungefähr so macht, wie man sollte.
Ich bin der Meinung, dass man durchaus unterschiedliche Maßstäbe in der Benotung ansetzen darf. Ein Elefant wird niemals so schnell einen Baum hinaufklettern wie ein Eichhörnchen. Sollte der Elefant dafür eine Sechs bekommen und das Eichhörnchen eine Eins?

Ich bin auch der Meinung, dass das wichtigste ist, was Schule leisten sollte, bei den Kindern Neugierde und Begeisterung zu wecken. Und dabei nicht gleich aufzugeben. Ich kann mir vorstellen, dass das eine sehr große Aufgabe ist, aber sucht man sich nicht genau aus diesem Grund diesen Beruf aus? Ich wollte auch früher Grundschullehrerin werden, aber ich dachte, ich komme nicht damit klar, wenn ich Noten schlechter als Drei vergeben muss. Ja, ich war bin eine Streberin und Ja, als ich diese Gedanken hatte, war ich ungefähr zehn Jahre alt.
Wenn ich mich umschaue, wer so alles Grundschullehrerin geworden ist, dann schüttele ich häufig nur den Kopf. Es gibt Ausnahmen. Ich glaube, die Klassenlehrerin meines Sohnes hat die Sache im Griff. Mir muss der Mensch nicht persönlich sympathisch sein, aber ihre Sache macht sie gut. Wenn ich vergleiche, was mein Sohn kann mit dem, was meine Tochter zu dem Zeitpunkt konnte, dann ist da ein deutlicher Unterschied. Und er wird nicht in den Himmel gehoben, sondern so betrachtet, wie er ist. Mit Stärken, aber auch Schwächen.
Ganz anders als bei der Musiklehrerin. Da hatte der Sohn eine Drei im Zeugnis. Der Junge spielt seit zwei Jahren Klavier, kann Bass- und Violinschlüssel lesen, kennt Notenlängen, Pausenzeichen und sonstige Dinge, die um Noten so herumschwirren. Er hat noch nie unabsichtlich einen schiefen Ton gesungen, Lieder kann er nach einmaligem Vorsingen fehlerfrei nachsingen und er singt auch sehr gerne und sehr viel.
Eine Drei im Zeugnis.
OK, es gab da diesen Vorfall bei der Musikarbeit, als er mal schauen wollte, ob er sich auch nicht vertan hatte. Ende vom Lied: Arbeit abgenommen bekommen, ohne Bewertung.
Allerdings frage ich mich, wie es denn funktioniert, dass er einfach so seine Musikmappe aus dem Ranzen ziehen konnte, der nicht einmal direkt neben ihm stand? Ich musste schwer an mich halten, als ich den entsprechenden Eintrag im Hausaufgabenheft gelesen habe, in dem was von unverschämt, dreistestes Verhalten, das ihr je untergekommen wäre, etc. stand. Nicht einmal eine Stunde vorher hatte mir eine andere Lehrerin etwas von Zweitklässlern erzählt, die andere Kinder abziehen oder in der Pause den Schulhof verlassen. Soviel dazu.
Ja mein Sohn singt gerne. Und er hört nicht unbedingt dann damit auf, wenn die Lehrerin es gerne hätte. Aber gibt es nicht andere Wege, sich Respekt bei einem Neunjährigen zu verschaffen, als peinliche Einträge ins Hausaufgabenheft zu schreiben? Kann man die Kinder nicht wirklich da abholen, wo sie sind? Und sie dahin führen, wo sie hin sollen, als sie abzuschreiben und mit Dreien und Vieren abzustempeln?
Und ich rede hier nicht nur von meinem Sohn. Ich spreche hier für alle Klassenclowns, Büßerbänkchensitzer und Zappelphilippe, bei denen das Brave-Mädchen-Gen nicht ausgeprägt genug vorhanden ist für das hessische, vielleicht auch das deutsche, Grundschulsystem:
Ich weiß, ihr seid alles tolle Kinder und ich wünsche Euch Lehrerinnen und Lehrer, die euch nicht an einen Einzeltisch direkt vor die Tafel setzen oder Euch in andere Klassen schicken oder euch stumpf Regeln abschreiben lassen oder euch in der Pause das Austoben verwehren.
Ich wünsche mir Lehrer, die Eure Stärken erkennen und Euch darin bestärken und Euch motivieren, an Euren Schwächen zu arbeiten. Damit ihr einsehen könnt, warum man sich besser melden sollte, anstatt einfach hereinzurufen, und dass man sich auch manchmal langweilen können muss. Und ich weiß, das könnt ihr. Und ich weiß, es gibt auch solche Lehrer. Nur leider viel zu wenige.

Mein Sohn trifft sich in letzter Zeit häufig mit dem Schulschreck Tschorden. Ich habe ihn als freundliches, sehr wohlerzogenes Kind kennengelernt. Manchmal wird es laut, wenn die zwei durchs Haus rennen und fangen spielen. Aber es ist mir unbegreiflich, warum dieses Kind eine Zeit lang nur zwei Stunden täglich in die Schule kommen durfte / musste. Neulich war die Jungs-Gang wieder bei uns. Drei Jacken lagen im Eingang auf dem Boden, eine war aufgehängt. Welche? Richtig.

Ich gebe mir Mühe, mir meinen Frust über manche Lehrer nicht vor meinen Kindern anmerken zu lassen. Das ist für mich ungefähr so schwer, wie für meinen Sohn, die Klappe zu halten, wenn der Dritte hintereinander die falsche Antwort auf eine Frage gegeben hat.
Ich gebe mir Mühe, ihn für ganz unterschiedliche Dinge zu begeistern. Und ehrlich gesagt ist das ziemlich leicht. Ganz im Gegensatz zu meiner Tochter. Die hat auf nichts Lust.
Es funktioniert nicht immer gleich gut und er macht oft auch viel Quatsch und kostet mich eine Menge Nerven, aber wir reflektieren dabei viel und lernen beide aneinander. Und letzte Woche hat er mich zum ersten Mal gefragt, ob er auf das Fahrstuhlknöpfchen drücken dürfe. Ansonsten hat er immer alle Stockwerke gedrückt, bevor ich in den Fahrstuhl eingestiegen bin.

Inzwischen komme ich übrigens Schritt für Schritt auf die Spur, wie es zu der Vier im Basteln kam.
Als die Tage im Autoradio ein Lied lief, rief mein Sohn: „Das Lied kenne ich, da habe ich einen Artikel drüber gelesen.“
„Wo hast Du denn einen Artikel gelesen?“
„In der Zeitung.“
„Wann und wo liest Du denn Zeitung?“
„Bei Musische Schiene sollten wir so einen Ballon mit Kleister und Zeitungen bekleben. Das war mir zu doof, da habe ich die Zeitung gelesen.“

Tatsächlich sehe ich auch die Zukunft meines Sohnes nicht im karnevalistischen Motivwagenbau. Ein Jahr kleistern und kleben, damit der Wagen dann bei Windstärke -2 nicht vorgeführt wird?
Da bin ich doch auch lieber fürs Zeitunglesen. Und für eine Vier im Basteln.
Ich wünschte, ich wäre nicht so schrecklich angepasst und es wäre meine. Und irgendwann, wenn dieser ganze Schul-Zinnober vorüber ist, werde ich ihm diesen Artikel vorlesen und sagen, dass ich diese Vier unheimlich cool fand.

22 Gedanken zu „Leise rieselt die Vier … #Rant

  1. hallwayposts

    Also was schlechte Zensuren oder temperamentvolle Schüler/innen angeht, kann ich leider nicht mitreden… Ich zähl nämlich eher zu denen, die immer (ok ok..meistens) brav mitarbeiten. Und irgendwie mögen mich alle Lehrer, was natürlich nicht schlecht ist. Ich kann aber insofern mitreden, als dass es wirklich nervig ist, wenn man nicht gefordert wird im Unterricht. Das muss ich vor allem in Englisch und Französisch miterleben. Ich bin jetzt in der 12. Klasse und kurz davor, mein Abi zu machen und dennoch gibt es Leute in meiner Klasse, die die Grundlagen der Grammatik nicht zu verstehen scheinen. Und die schwänzen dann auch meistens, obwohl sie den Unterricht nötig hätten.
    Okay, unsere Englischlehrerin fordert allgemein nicht so viel von uns und redet meistens mit sich selbst, aber in Französisch sind wir zwei Leute oder höchstens drei, die wirklich was machen. Das ist dann schon nervig. Auch dann, wenn die anderen Ewigkeiten brauchen, um einen mini Text zu übersetzen… Und in der Zeit, in der die anderen gerademal mit einer Aufgabe angefangen haben, bin ich schon fertig und langweile mich… :/

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  2. Annika (Häwelmäuse)

    Ich bin Lehrerin, und ich sehe da auch die andere Seite. Natürlich gibt es schlimme Kollegen, die sich herzlich wenig um einen respektvollen Umgang mit den Schülern bemühen. Es gibt aber auch solche, die sich unheimlich ins Zeug legen und auch abends um 9 noch mit Eltern telefonieren.

    Es gibt aber auch Eltern, die nicht nachfragen, sich gegenseitig aufhetzen in WhatsApp-Gruppen und dann den Elternabend absagen, weil es ja plötzlich doch nicht so wichtig ist.

    Im Artikel steht
    „Wieso sollte sie sich bemühen, (…) wenn nur die Lernwörter (nicht die ungeübten) im Diktat bewertet werden?“
    Du empfindest das als unfair. Tatsächlich ist es aber fair, nur das abzufragen, was geübt wurde. Wie sollten sonst Schüler, denen nicht alles in den Schoß fällt, je eine Chance haben.
    Unfair ist sicherlich, das Schüler unterschiedliche Grundvoraussetzungen haben und Lehrer diese nicht individuell sondern (möglichst) objektiv bewerten müssen. Da hilft es auch nichts, dass Du
    „der Meinung (bist), dass man durchaus unterschiedliche Maßstäbe in der Benotung ansetzen darf.“
    Darf man nämlich nicht. Punkt.

    Und zum Thema „peinliche Einträge ins Hausaufgabenheft zu schreiben“ kann ich nur sagen: Wie man es macht, macht man es falsch. Die einen Eltern freuen sich über diese Art von regelmäßiger Rückmeldung, die anderen beschweren sich. Sicher macht hier der Ton die Musik. Aber ich kann auch nicht stundenlang ausformulieren, wenn ich nebenbei guten Unterricht machen soll, in dem ich die schnellen Schüler zusätzlich fordere, während ich andere besonders fördere und dann direkt nach der Stunde zur Aufsicht muss, in der sich mehrere Schüler schlagen, weshalb ich dann 5 Aktennotizen machen muss, während ich eigentlich schon wieder im nächsten Unterricht sein muss.

    Ich und viele meiner Kollegen bemühen sich wirklich unheimlich. Schade, dass das so wenig wahrgenommen wird.

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  3. Stephie Richter

    Amen, Schwester! Mein Sohn ist 9, geht in die dritte Klasse einer hessischen Grundschule und was er/wir zur Zeit lernen ist, wie man am besten mit Druck, negativer Verstärkung und Demotivation umgeht.
    Auch ein Lektion fürs Leben, inklusive 4 in Textiles Gestalten.
    Liebe Grüsse aus Frankfurt

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  4. Michaela Keller

    Ich kann die negativen Gefühle bei euch sehr gut verstehen. Jede Mutter sieht ihr Kind so wie es wirklich ist, hat schon mindestens 5 Jahre mit ihm verbracht, bevor es eingeschult wird.
    In der Grundschule kommen in einer Klasse mindestens 25- 30 Kinder, die ich als Lehrerin erst einmal kennenlernen muss.
    Hinzu kommt, dass viele Kinder den Schritt von Kindergarten ( hier darf ich toben, wann ich will )
    und der Schulalltag ( ich muss sitzen bleiben, zuhören und mich konzentrieren ) nicht so einfach umzusetzen ist.
    Dazu Kinder die der deutschen Sprache nicht oder so gut wie gar nicht beherrschen, Einfach mal einen Tag Unterricht abhalten, ohne allzu große Störungen, ist bei vielen Lehrern ein Traum.
    Es ist ein Unterschied, ob ich 3 oder 30 Kinder habe. Ob ich die KInder durch das Haus toben lasse oder den Lernstoff des Tages beibringen darf.
    Um halbwegs anständig zu unterrichten, vergeht viel Zeit damit, den Kindern ein halbwegs ruhiges und positives Miteinander zu vermitteln. Dazu noch auf verschiedene Schwierigkeiten bei den Kindern einzugehen, ist schon eine tägliche Herausforderung.
    Hier sehe ich einen guten Ansatz, wenn Eltern und Lehrkräfte ruhige und positive Gespräche bzw. Mailkontakt pflegen.

    Denn eigentlich haben wir doch ein gemeinsames Ziel.
    Kinder stark für die Zukunft zu machen
    das heißt mit Freude Dinge zu tun, die Spaß machen. Dinge die nicht soviel Spaß machen , müssen auch erledigt werden und etwas ganz Wichtiges ,Die Frusttoleranzgrenze in eine gesunde Richtung zu steuern. Oft, aber an richtiger Stelle zu loben und auch an richtiger Stelle Kritik mit einer Diskussion immer wieder zu führen.
    So lernen Kinder sich auszudrücken, den Spracherwerb zu vergrößern und die Lehrkraft erfährt bei solchen Gesprächen, wie das Kind tickt und was es fühlt.

    Es gibt auf diesem Gebiet auf beiden Seiten viel zu tun. Vielleicht seid ihr ein Baustein auf dem Weg zu einer positiven Entwicklung.

    Ich wünsche uns, dass solche Gespräche eine offene und ehrliche Gesprächsrunde, wie sie hier entstanden ist, weiter geführt wird.

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    1. Sandkuchen-Geschichten Autor

      Vielen Dank für Deinen klugen Kommentar. Ja, ich denke auch, dass es eine Sache von Lehrern und Eltern ist, die gemeinsam angegangen werden muss. Hierbei spielen Respekt und richtige Kommunikation eine große Rolle. Das zu vereinbaren ist vielleicht auch gar nicht möglich. Ich sehe hier Lehrer, die nur über Hausaufgabenhefte kommunizieren und sich nie auf Elternabenden blicken lassen, auf der anderen Seite aber auch unbeirrbare Eltern, die ihre Ansichten als das einzig Wahre ansehen und Lehrer mit ungerechtfertigten Anschuldigungen überhäufen.
      Ich glaube, wer das lösen kann, ist reif für den Friedensnobelpreis.
      Worum es mir vor allem geht, ist, dass bei Kindern die Motivation geweckt und aufrecht erhalten wird. Dann denke ich, ist es auch möglich, widerstands- und kommentarlos Dinge zu tun, die man nicht mag (Luftballons zu bekleistern, zum Beispiel).
      Liebe Grüße,
      Verena

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  5. Susanne

    Die Kunstlehrerin meiner Kinder hat im Kunstunterricht regemäßig Malarbeiten der Kinder, die ihr persönlich nicht gefielen, einfach zerrissen. Und die Kinder mussten sie neu malen. Manche Lehrer haben ihren Beruf echt verfehlt. Das Einzigste, was sie richtig gut konnte, war rumbrüllen.

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    1. Yvonne

      Das kenne ich leider auch aus meiner Schulzeit. Hatte da einen Kunstlehrer, dessen größtes Verdienst es wohl war, den Spaß am künstlerischen Tätigsein für alle kaputtzumachen, die nicht besonders talentiert waren…. Wenn der etwas zu korigieren hatte, dann hat er nicht einfach Hinweise gegeben, sondern bolzendick durch die Vorzeichnung gekritzelt, an der man schon eine ganze Weile gesessen hatte… Alles wieder von vorne. Zur finalen Bewertung mußte man sich mit seinem Bild vor die ganze Klasse stellen, während er mit seinem Notizbuch auf seinem Stuhl saß und seine Bewertung runtergekurbelt hat. Die Klasse sollte beim Bewerten fleißig mitmachen, damit alle was vom Ansehen lernen. The Joy of Painting ist was anderes.

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  6. SusiK

    Schade, dass auch ihr so eine Erfahrung machen müsst. Mein Sohn ist auch eher das „Problemkind“. Soll heißen, hochbegabt im Bereich Sprache, aber unterdurchschnittliche Verarbeitungsgeschwindigkeit. Das äußert sich in einer Art LRS.
    Wir mussten letztlich die Schule wechseln, weil die erste Grundschullehrerin meinte: „Wenn es etwas positives bei ihrem Kind gäbe, würde ich das schon erwähnen.“
    Naja, da kann man auch mit dem 100sten Gespräch nichts mehr erreichen. Der Schulleiter der alten Schule konnte übrigens nicht verstehen, warum wir die Schule gewechselt haben…
    Ich wünsche euch viel Kraft und hoffe, dass sich für zukünftige Generationen etwas ändert. Und ganz ehrlich, eine 4 in einem so subjektiven Fach ist kein Beinbruch. Erst recht nicht, wenn er sonst so begabt ist.

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  7. Birgit

    Meine Kinder sind schon größer, aber die Probleme nicht weniger.. bei meinem Großen hieß es schon in der Grundschule immer „das Kind hat Potential!“. Sehr schön. Leider konnte niemand ihn dazu motivieren, bis heute nicht (er ist inzwischen volljährig) dieses Potenzial auch zu nutzen. Er hat einen IQ von etwa 120, hatte nach der Grundschule eine Hauptschulempfehlung. Da ich überzeugt war, dass ihn eine dauernde Unterforderung nur noch fauler macht haben wir ihn dennoch auf die Realschule geschickt. Leider war das nicht die richtige Entscheidung. Entweder hätte er sogar zum Gymnasium gesollt – was mit der Empfehlung nicht möglich war, oder aber irgendwas am Schulsystem und am Unterrichtsstil hätte anders laufen müssen. In der 8. Klasse wechselte er dann doch zur Hauptschule, wo er weiterhin oft desinteressiert war und nur mittelmäßige bis schwache Leistungen zeigte. In der Abschlußprüfung hat er dann – ohne dafür zu lernen! – mit lauter Zweien abgeschlossen. Danach wollte er dann doch noch den Realschulabschluß machen. Wegen Differenzen mit der Deutschlehrerin – die sich laut Mitschülern sich in seiner Abwesenheit über ihn sehr negativ geäußert hat – hat er dann irgendwann am Deutschunterricht nicht mehr teilgenommen. Da er zu diesem Zeitpunkt bereits volljährig war bekamen wir darüber keine Nachricht. Das Ende vom Lied: er wurde ausgeschult.
    Mein Sohn ist sicherlich nicht einfach – schwer zu motivieren, bei Langeweile und Unterforderung ganz offen desinteressiert, Möglicherweise – ich war ja im Unterricht nie dabei – auch manchmal störend. Nur dass es seit der Grundschule kein Lehrer geschafft hat bei ihm einen minimalen Ehrgeiz zu wecken ist sehr schade. Viel vertane Zeit und der Effekt: Schwierigkeiten bei der Suche nach einer Lehrstelle. Immerhin weiß er inzwischen was er will, und ich hoffe sehr dass der Weg nun bergauf geht.
    Sein Bruder hat mit der Schule auch Schwierigkeiten. Anerkannter Legastheniker, IQ zwischen 105 und 120 (mathematisch-logisch besser als sprachlich), in sich gekehrt, zurückhaltend, schüchtern, meidet Augenkontakt. Verlängerte Einschulungsphase, dann tatsächlich Realschulempfehlung (was ich bei ihm weniger erwartet hätte als bei seinem Bruder). Nach dem 9. Jahr hätte er wiederholen müssen, da die Chancen die Hauptschulprüfung zu bestehen nach Einschätzung der Lehrer gegen Null ging. Da er sich auf der Weiterführenden Schule nie wohlgefühlt hat haben wir ihn für das letzte Jahr die Schule wechseln lassen, er macht nun ein sogenanntes Arbeitsvorbereitendes Jahr mit wenig Unterricht und vielen Betriebspraktika. Seine schulischen Leistungen sind überall im Zweierbereich. Er ist plötzlich motiviert, er weiß wo er hin will (leider braucht er dafür mindestens mittlere Reife), und so wird er vermutlich für diesen Weg noch zwei Jahre Schule anhängen. Ob diese zwei Jahre für ihn erfolgreich enden weiß ich noch nicht, aber ich hoffe es.
    Meine Tochter ist bisher in der Schule unproblematisch – sie hat Ehrgeiz, sie ist motiviert.
    Aus diesen unterschiedlichen Erfahrungen kann ich nur schließen dass die individuelle Förderung von der so viel gesprochen wird ein schöner Traum ist. Wenn es uns im Elternhaus nicht gelingt unseren Kindern die Motivation und Zielstrebigkeit zu geben die sie für ihren Weg brauchen (und sie das nicht schon in sich tragen) werden sie in der Schule immer große Schwierigkeiten haben.

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  8. juislyna

    Solche Probleme kommen mir hier in nds auch sehr bekannt vor.. Mein „großer“ Grade erste Klasse… Hibbelmors…. Seit 1,5 Jahren Diagnose adhs… Seit 6 Monaten medis… Lehrerin hat Sohn als schwarzes Schaf fest fixiert.. Von wegen förderschule oder ob überhaupt beschulbar.. Klar er setzt sich zur Wehr gegen Mitschüler.. Aber prompt darf ich wieder antanzen… Komisch zu hause keine Probleme, Sohn macht zügig und gern Hausaufgaben… Höhepunkt war bisher Strafanzeige seiner Klassenlehrerin.. Gegen einen 7 jährigen….

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  9. Tatjana

    Seh ich auch so. Mein Junge ist auch in der dritten Klasse, und ein sehr impulsives Kind. Wenn der beleidigt oder geärgert wird wirft er dann auch schon mal das Radiergummi den Kindes durch den Raum. Und wer wird bestraft? Natürlich der, den man bei seinem Fehlverhalten beobachten konnte. Nämlich den Werfer und nicht den Mobber. Was meinen natürlich noch mehr auf die Palme bringt. Promt wird mir erzählt der Junge braucht doch Therapie und ähnliches. Inzwischen wird mir von der Schule Direktion schon geraten den Jungen auf die Förderschule zu schicken, bei einem IQ von 100. Aber Hauptsache das unbequeme Kind kommt weg, damit andere Eltern beruhigt schlafen können und ihre Kinder weiter andere mobben dürfen.

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  10. Dédé

    Hallo Verena
    Willkommen in Club, leider muss ich sagen das es in NRW auch nicht anders ist.
    Und weil die Grundschulen versagen wird es in der weiterführende Schulen leider weiter gehen.
    Das einzige was ich auch sagen muss ist die Einmischung vom Eltern auf das system..
    Kinder dürfen nicht sitzen bleibe, Folge Kind kommt im Folge Jahr nicht mit, sonderfolge im darauf folgenden Jahr wird das nivo runter geschraubt.
    Es gibt in NRW ein Erlass das Ganztagsschule keine Hausaufgaben geben durfen, wenn ein Lehrer/in das doch machen, stehe die Eltern auf der matte.

    Lange Rede kurze Sinn

    Ich bin für die Erziehung meine Kinder da,und die Lehrer um meine Kinder was beizubringen und da müssen wir wieder hin

    GRüsse aus Duisburg

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    1. Julia Schöneberger

      Liebe Dédé,
      ich fand den Arikel und deinen Kommentar dazu auch gut, allerdings mit einer Einschränkung. Ich unterrichte am Gymnasium, mein Mann an der Berufsschule und wir fänden es beide gar nicht schlecht, die Kinder „nur“ unterrichten zu müssen. Allerdings nehmen nicht alle Eltern ihren Erziehungsauftrag wahr, so dass ich in einer fünften Klasse selbst als Nebenfachlehrerin unendlich viel Zeit damit verbringe, den Kindern Regeln des zivilisierten Miteinanders nahezubringen, so wie „melden statt brüllen“, „Bitte sagen statt schlagen“ usw.. An Wandertagen unterrichte ich Dinge wie „Schuhe binden“ und „Serviette benutzen statt Pulli“, gerne auch mal „Staße überqueren“ und „Umgang mit Erwachsenen“. Ich beklage mich darüber nicht, ich nehme das wahr und mache das dann halt. Aber ich schaffe es nicht (und das ärgert mich ebenso wie die Eltern!), in einer Klasse mit 30 Kindern in Englisch dann auch noch differenzierten Unterricht zu machen.
      Ich sehe den Grundschullehrer meines Sohnes deswegen auch mit mehr Verständnis, auch wenn es mich ärgert, das mein lebhaftes, an allem interessiertes Kind sich langweilen muss, damit Zeit für die mit mehr Förder- und Erziehungsbedarf bleibt. Aber auch das muss der Lütte vielleicht lernen.
      Ich habe im Moment eine Praktikantin und kann meine SchülerInnen in kleinen Gruppen üben lassen. Es ist still im Klassenzimmer, alle sind konzentriert und fröhlich bei der Arbeit. ….. Vielleicht sollten wir mehr Geld und Personal in die Bildung stecken, damit mehr rumkommt?
      Liebe Grüße von der Rotstiftfront!
      Julia

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    2. berthe

      ihrer eigenen Rechtschreibung zufolge scheint in NRW allerdings schon deutlich früher einiges schief gegangen zu sein….

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  11. Sabienes

    Und ich dachte immer, gerade in Hessen hat man es in der Schule besser, als bei uns in Bayern!
    Noten in musischen Fächern sind oft nicht nachvollziehbar (weil Kunst und so), im Gegensatz zu Rechtschreibfehlern in Diktaten (wobei ich die Bewertung der Lehrerin deiner Tochter auch nicht nachvollziehen kann) Zudem ist nicht jedes Kind künstlerisch begabt, weil auch nicht jedes Kind ein Genie in Mathe ist.
    Allgemein muss ich sagen, dass die Mädchen gerade in der Grundschule bevorzugt werden. Sie sind in dem Alter noch ruhiger und lernbereiter, als die Jungs, die sowieso ein bisschen hinterher hinken. Das kommt den Lehrern (bzw. Lehrerinnen, in der Grundschule findet man ja öfter weibliches Personal) sehr entgegen.
    Ich habe 2 wilde Jungs und bin sowas von dankbar, dass die inzwischen erwachsen sind. Denn ich habe auch während derer Schulzeit maßlos geärgert.
    LG
    Sabienes

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  12. liebstoeckelschuh

    Kann ich alles absolut nachvollziehen und bestätigen. Ist nicht nur in Hessen so, sondern auch in Ba-Wü… und: es wird nicht unbedingt besser in der weiterführenden Schule.
    Mein Kind ist vom Typ her Künstler, deswegen auch auf einem kunstorientierten Gymnasium und ich war nachgerade schockiert, als ich ausgerechnet von der Kunstlehrerin in der fünten einen Schmierzettel voller Beschwerden bekommen habe, den ich auch noch unterschrieben hätte zurückgeben müssen. Da aber alles vollgekrakelt war (von der Lehrerin) habe ich das übersehen und mein Kind wurde deswegen von ihr dauernd angemacht. Daraufhin habe ich ihr eine ziemlich klare und deutliche Mail geschickt, ihr gesagt, dass Kind aufgrund der Empfehlung der Grundschullehrerin auf das kunstorientierte Gymnasium gekommen ist und sie möge doch bitte hier nicht mit ihrem Verhalten das Kind komplett demotivieren.
    Das schien gesessen zu haben und seitdem geht sie anders mit meiner Tochter um.
    Also, intervenieren, aber sachlich bleiben und sich gegen nachweisbares Fehlverhalten auf Lehrerseite wehren, notfalls andere Eltern und Elternbeirat mit ins Boot holen.
    LG
    SvL

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