Kalt war es draußen. Und nass. Nasskalt also. Und grau. Die Bäume, die im Sommer mit ihrem saftigen Grün Schatten spendeten, standen da wie traurige Gerippe, die sich nur mit Mühe vom Grau der restlichen Welt abhoben.
Ein Wetter, das niemand leiden kann. Außer vielleicht Frischverliebte, die sich gemeinsam auf einem Bärenfell vor einem romantisch knisternden Kaminfeuer zusammenkuscheln. In so einem Fall wären Sonne und dreißig Grad wirklich unangebracht. Aber ansonsten? Für einsame Herzen wie mich?
Und dann fiel mir ein, dass ich gar nichts zum Essen da hatte. Das auch noch! Keine Schokolade, keine Chips, nur gähnende Leere in den Schränken. Also doch noch mal raus, ein paar Dinge einkaufen.
Draußen und im Supermarkt schienen alle anderen mein Gesicht und mein Inneres zu spiegeln: herunter gezogene Mundwinkel, achtlose Hetze, stumpfe Herzen.
Und dann auf dem Heimweg, voll bepackt mit Lebensmitteln, riss die Papiertüte, durch die Nässe aufgeweicht. Warum konnte ich nicht einmal eine Plastiktüte nehmen?
Apfelsinen kullerten mit Äpfeln um die Wette als wäre es ein Spiel, wer zuerst in der Matschpfütze landet. Die Brötchen kullerten gar nicht mehr, sie lagen schon aufgequollen neben dem Stück Käsekuchen, das ich mir zum Seelenschmeicheln gegönnt hatte. Als ich mich bückte, um die brauchbaren Sachen wieder einzusammeln, fuhr auch noch ein Wagen an mir vorbei, der mich achtlos nassspritzte.
Der Regen schmeckte salzig, als er sich mit den Tränen vermischte, die über meine Wangen liefen.
„Das wird wohl schwierig mit dem Abendessen“, hörte ich eine mir unbekannte Stimme hinter mir.
Als ich mich umdrehte, stand dort ein Mann und hielt mir zwei der verlorenen Orangen entgegen.
„Ist heute nicht ein toller Tag, um im Regen zu tanzen?“, fragte er mich und als ich ihn nur verwundert anschaute, lachte er und sagte: „Aber zuerst wärmen wir uns vielleicht in der Pizzeria dort drüben auf. Die machen wahnsinnig gute Spaghetti Bolognese.“
Die machten sie tatsächlich. Und machen sie immer noch. Und als wir als frischverliebtes Paar die Pizzeria verließen, da hatte sich der Regen in Schnee verwandelt. Und es knirschte herrlich, als unsere Füße wilde Muster in das glitzernde Weiß tanzten.
Spaghetti Bolognese. Seit Susi & Strolch das Essen mit dem höchsten Romantikpotenzial. OK, das war jetzt ein wenig übertrieben bei der romantischen Geschichte, wie mein Mann und ich uns kennengelernt haben. Es gab Pizza und billigen Pizzabuden-Rotwein. Aber der Rest ist tatsächlich so überhaupt nicht passiert sondern erstunken und erlogen.
Aber Hallo? Es ist Valentinstag und manchmal wäre ich auch gerne romantisch. Aber dann bin ich doch lieber wieder lustig. Aber mein Mann, der ist im tiefsten Herzen Romantiker wie aus einer Jane-Austen-Schnulze entsprungen, auch wenn er vor langer Zeit zu mir gesagt hat: „Um mit Dir etwas anzufangen, bin ich entweder zu betrunken oder noch nicht betrunken genug.“
Wer will, findet darin eine unglaubliche Unverschämtheit (ich). Wer anders will, der findet etwas lustiges (ich). Und wer noch anders will, der findet sogar darin einen romantischen Kern (Überraschung, schon wieder ich).
Und was das wichtigste ist: ich kann es ihm sein ganzes Leben lang vorhalten. Zum Beispiel, wenn ich im Regen tanzen will und er eigentlich gar nicht gerne tanzt.
Und wer sich nach mehr Romantik in seinem Leben sehnt, der kann ja vielleicht ein Buch lesen, oder einen Liebesfilm schauen oder die Augen aufhalten und die Romantik im eigenen Leben sehen, auch wenn sie sich manchmal gut versteckt.
In dem Sinne: Euch allen wünsche ich schöne #Herzenstage 2016!