Archiv der Kategorie: Reise-Geschichten

Es lebe der Zentralfriedhof – Wien-Tagebuch, Teil 4

Jetzt haben wir schon das älteste Kaffeehaus Wiens und das vielleicht schönste besucht, was liegt also näher, als heute mal in einem modernen Kaffeehaus zu frühstücken.
Ganz in der Nähe von unserem Hotel haben wir das frei.raum entdeckt.
Erst beim Eintreten wird uns bewusst, wie riesig dieses Kaffeehaus ist. Und es ist trotzdem voll. Aber hier in Wien ist alles immer voll. Jede Straßenbahn, jede U-Bahn, jeder Bus, die ganze Stadt ist immer voller Menschen.
Irgendwie scheint hier niemand arbeiten zu müssen, alle haben Zeit, entweder in einem Kaffeehaus zu sitzen oder eben in der U-Bahn.
Da darf man übrigens nichts „geruchintensives“ essen, was uns die Plakate in den Stationen verraten.
Wir finden diese Wortschöpfung so toll, dass wir jetzt nicht mehr sagen „Ich muss mal aufs Klo“, sondern bei uns heißt es ab sofort nur noch „Ich muss mal einer geruchsintensiven Tätigkeit nachgehen“. Weiterlesen

Harry Potter in Berlin- WiB erstes März-Wochenende 2019

Verpackungsopfer hat mich die Tochter genannt, nur weil ich „Jetzt buchen“ angeklickt hatte, nachdem mir drei Mal dieses superduper Harry-Potter-Berlin-Reiseangebot in die Timelines der diversen Social-Media-Zeitfresser gespült worden war.

In Echt ist aber sie das Verpackungsopfer. Ohne Harry-Potter-Label hätte sich das Teenie-Girl bestimmt nicht zu einem Mutter-Tochter-Wochenende herabgelassen.

Egal wie, warum und überhaupt, am Samstagmittag sitzen wir zwei im Zug und fahren nach Berlin. Wir sitzen sogar nebeneinander, obwohl ich rebellisch auf eine Sitzplatzreservierung verzichtet habe und weil ich mich verpflichten musste, nicht mehr alle fünf Minuten „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!“ zu grölen. Weiterlesen

Lo-lo-lo-lo-los geht’s auf den Prater – Wien-Tagebuch, Teil 3

Diesmal gibt es Frühstück auf dem Naschmarkt. Ich muss gestehen, ich dachte vorher, dass es sich hierbei um einen gewaltigen Süßigkeiten-Markt handeln müsse, so ein wenig wie die Schokoladenfabrik von Willy Wonka. Ist es aber nicht. Der Naschmarkt ist ein täglicher Wochenmarkt, auf dem man alles, was irgendwie essbar ist, kaufen kann.
Zum Beispiel Insekten. Die habe ich aber nicht gekauft, dafür Salak. Auf Deutsch heißt diese Frucht „Schlangenfrucht“, die Schale sieht nämlich aus wie schuppige Schlangenhaut. Wenn man die abgepiddelt hat, dann kann man das halbfeste Fruchtfleisch essen, das ein wenig wie eine Mischung aus Birne und gesüßten Beeren schmeckt. Weiterlesen

#wib und #12von12 im Januar 2019: Die Schneekatastrophe

In allen Medien wird über „Die Schneekatastrophe“ aufgeregt berichtet. In Echt hat es einfach nur geschneit. Ganz leise und ausdauernd ein paar Tage lang und das Ergebnis ist wunderschön.

Hier in dem Teil Österreichs, in dem wir Urlaub machen, regt sich niemand über den Schnee auf.

Heute ist unser letzter Skitag im österreichischen Montafon und ein Blick aus dem Fenster zeigt, dass es wieder ordentlich geschneit hat in der vergangenen Nacht.

Gestern haben wir mal das Auto freigeschaufelt, glücklicherweise war es auch unseres, erkannt hat man unter einem Meter Schnee nämlich nichts mehr – das hätten wir uns echt sparen können. Es sieht wieder fast so aus wie vor einem Tag.

Vor dem Wintersport gibt es erst mal ein leckeres Hotelfrühstück. Heute in der Pancake-Edition:

Danach geht es auf die Piste. Es ist ein wenig grau, aber es schneit und stürmt nicht und die Sicht ist auch ganz ok.

Rechts im Bild: Skistock vom ungeduldigen Zappelsohn

Seht Ihr das? Die Skihose passt und ich kann sogar noch atmen. Da hat sich die Kalorienzählerei der letzten Monate doch gelohnt.

Ganz oben auf dem Berg wollen wir eigentlich die Sonnenalm fahren, aber sonnig ist es da leider gar nicht, eher suppig. Wie schnell sich hier oben das Wetter immer ändert.

Naja, dann fahren wir halt gleich die Talabfahrt, die mag ich eh am liebsten.

Aber nicht, ohne zwischendrin auf der Hütte halt zu machen.

Irgendwann auf der Abfahrt fährt der Lieblingsmann fröhlich lachend an mir vorbei. Da ist er eine Weile nicht mehr der Lieblingsmann. Wir haben nämlich die Abmachung, dass als letzter immer ein Erwachsener fährt und nach meiner Rechnung müsste irgendwo hinter mir noch der Sohn fahren. Ich bin sauer. Da müssen wir uns nicht über den Sohn ärgern und wundern, wenn sein Vater es auch nicht länger als fünf Minuten schafft, sich an Anweisungen und Abmachungen zu halten oder zu erinnern.

Aber bis zum Ende der Abfahrt habe ich mich wieder beruhigt und da warten wie immer schon die Kinder auf die Schnecken-Mutti. Zum Glück ist genug Schnee da, dass der Sohn nicht verhungern muss.

Mit das Tollste am Hotel hier ist ja die Sauna. Und danach dann barfuß in den Schnee. Herrlich!

Auch wenn der Lieblingsmann und ich inzwischen nicht mehr den Altersdurchschnitt in der Sauna senken …

Als ich gerade wieder in das Zimmer zurückkehre, treffe ich den Sohn in Bademantel und Saunatuch gekleidet und er erklärt mir, dass wir zwei jetzt gemeinsam saunieren würden. Ich würde eigentlich lieber im Bett liegen und lesen, aber ich kann die Knalltüte unmöglich allein da hingehen lassen. Außerdem braucht es einen Zeugen für die abgesessene Zeit. Der Sohn und ich haben nämlich vorhin im Lift um eine Stunde Fortnite gewettet, ob er in die Sauna geht oder nicht. Ich verliere die Wette und die anderen Saunagänger bekommen innerhalb von zwei Minuten drei Aufgüsse, nachdem der Quatschkopf den Wassereimer entdeckt hat…

So sieht übrigens ein Hotelzimmer aus, das über eine Fußbodenheizung verfügt:

Vor dem Abendessen spielen wir Skat, das die Kinder nach anfänglichen Schwierigkeiten inzwischen sehr gerne spielen, und „Halt mal kurz „. Razupaltuff!

Zum Abschluss des Urlaubs überreden mich die Jungs noch zum Nachtrodeln. Der Sohn hat übelst Fun, ich jetzt übelst schlechte Laune, für mich ist das nämlich gar nichts, wie ich feststellen muss.

Immerhin sind wir rechtzeitig zur Stelle, um einen Mann zu retten, der direkt vor uns über den Pistenrand einen Abhang runter in den Wald fährt. Meine Nerven! Aber nix passiert.

Morgen geht es wieder heim, allerdings schneit es gerade schon wieder. Drückt uns die Daumen, dass wir der „Schneehölle“ am Piz Buin entkommen. Wobei die Kinder schon frohlocken, dass sie am Montag nicht in die Schule müssten, wenn wir hier feststeckten.

Vielleicht ergänze ich ja den morgigen Tag noch. So lange schaue ich mal bei „Draußen nur Kännchen“ was andere heute so gemacht haben.

Sonntag:

Der Lieblingsmann steht um 8 Uhr auf, um schon mal das Auto murmeltiertagartig freizuschaufeln, anschließend zu duschen und dann mit uns zu frühstücken.

Dann wollen wir los.

Blöderweise hat irgendjemand unser Auto beim Versuch, sein Fahrzeug freizuschaufeln, wieder zugeschüttet. Und jetzt sind alle Schneeschaufeln besetzt. Na prima.Aber irgendwann hat Herr Sisyphus-Sandkuchen unseren Wagen endgültig ausgegraben und wir fahren, als die quietschenden Reifen endlich Grip kriegen, durch den Schnee nach Hause.

Schön ist anders, es schneit oder regnet die ganze Fahrt lang, aber immerhin kommen wir staufrei nach diversen TKKG- und ???-Folgen zuhause an. Die Kinder haben derweil ihre eigene Musik ins Ohr gestöpselt.

Nach der Anstrengung legen wir uns hin und ich beende mein erstes Buch des Jahres „Die Geschichte eines neuen Namens“ von Elena Ferrante und zusätzlich einen Spiegel von meinem SuS (Stapel ungelesener Spiegel). Da ich letztes Jahr ja die fixe Idee hatte, 52 Bücher zu lesen, hatte ich keine Zeit für Zeitschriften. Inzwischen bin ich bei meiner Aufholjagd im September angekommen. Der Vorteil ist, dass ich mir viele Artikel sparen kann, weil sich einiges erledigt oder als sowieso erfunden herausgestellt hat.

Der Sohn begrüßt derweil seine heiß geliebte x-Box und löst seine noch heißer erschwitzte Stunde Fortnite von gestern ein.

Inzwischen sind die Koffer ausgepackt, die Waschmaschine läuft und der Weihnachtsbaum wartet vor dem Tor auf die Müllabfuhr.

Morgen geht hier die Schule wieder los und ich fahre beruflich nach Hamburg.

Aber vorher möchte ich Euch noch die anderen Wochenenden in Bildern ans Herz legen, die gibt es nämlich inzwischen bei Alu und Konsti vom Blog „Große Köpfe“.

Habt es schön!

Auf den Spuren der Lipizzaner: Wien-Tagebuch, Teil 2

Wien ist keine Stadt für Menschen, die ihren Kaffee gerne schwarz und in ausreichender Menge trinken. Das stelle ich fest, als wir am nächsten Morgen in einer Kaffeebar frühstücken.
Leider bin ich einer dieser Menschen, die ihren Kaffee gerne schwarz trinken. Immerhin weiß ich inzwischen, dass man etwas, das in die Nähe von dem kommt, was ich sonst gerne zu mir nehme, „Verlängerter“ nennt.
Ein Capucchino ist wohl eine Melange, ein Espresso heißt kleiner Schwarzer oder Mokka und ein Latte Macchiato läuft hier unter dem Namen „Verkehrter“. Dann gibt es je nach Art des zugesetzten Alkohols noch Fiaker, Maria Theresia, Amadeus, Pharisäer und andere.
Im Reiseführer stand, dass man unbedingt mit dem korrekten Vokabular bestellen sollte, da die unfreundlichen Kellner sonst noch unfreundlicher wären. Ich bemerke keinen Unterschied, aber das liegt vielleicht daran, dass ich selbst ohne ausreichende Kaffeezufuhr zur Unfreundlichkeit neige. Weiterlesen

Wien, Wien nur Du allein – Wien-Tagebuch, Teil 1

„Oh, Wien! So eine wunderschöne Stadt“, haben alle gesagt, denen ich erzählt habe, wohin es in den Herbstferien geht. Und mir anschließend tausend Sachen genannt, die ich unbedingt machen oder sehen müsse.
Ich habe ausgerechnet, dass wir für alle genannten „Must-Sees“ ungefähr siebeneinhalb Wochen da bleiben müssten, rein netto natürlich, Schlaf wäre da dann nicht dabei gewesen.

Also habe ich Tipps aufgeschrieben, Reiseführer gelesen, überlegt, was man wie kombinieren könnte und was denn meine beiden Reisebegleiter überhaupt mitmachen würden. Denn mit im Gepäck waren der Lieblingsmann und der dazu passende Sohn.
Die Tochter hat gesagt: „Ja, Wien ist bestimmt super, ich fahre dann so lange mit der Jugendgruppe nach Italien“.
Den Sohn habe ich mit der Aussicht auf täglich Wiener Schnitzel, Würstchen und Kaiserschmarrn gelockt. Weiterlesen