Auf den Spuren der Lipizzaner: Wien-Tagebuch, Teil 2


Wien ist keine Stadt für Menschen, die ihren Kaffee gerne schwarz und in ausreichender Menge trinken. Das stelle ich fest, als wir am nächsten Morgen in einer Kaffeebar frühstücken.
Leider bin ich einer dieser Menschen, die ihren Kaffee gerne schwarz trinken. Immerhin weiß ich inzwischen, dass man etwas, das in die Nähe von dem kommt, was ich sonst gerne zu mir nehme, „Verlängerter“ nennt.
Ein Capucchino ist wohl eine Melange, ein Espresso heißt kleiner Schwarzer oder Mokka und ein Latte Macchiato läuft hier unter dem Namen „Verkehrter“. Dann gibt es je nach Art des zugesetzten Alkohols noch Fiaker, Maria Theresia, Amadeus, Pharisäer und andere.
Im Reiseführer stand, dass man unbedingt mit dem korrekten Vokabular bestellen sollte, da die unfreundlichen Kellner sonst noch unfreundlicher wären. Ich bemerke keinen Unterschied, aber das liegt vielleicht daran, dass ich selbst ohne ausreichende Kaffeezufuhr zur Unfreundlichkeit neige.

Heute geht es als erstes zu einem meiner Wien-Highlights: Wir schauen uns die  Morgenarbeit der Lipizzaner-Pferde in der Spanischen Hofreitschule an.
Ich bin ja im Herzen ein Pferdemädchen und schon der Stallgeruch macht mich glücklich und erst recht die hübschen Schimmel, die ganz artig ihre Dressuren üben.
Zwischendrin trabt ein braunes Pferd. Die Frau, die uns das Fotografieren verbietet, erklärt uns, dass das auch ein Lipizzaner sei, sehr selten übrigens, aber dafür verantwortlich für das Glück im Stall.
Es gefällt mir sehr gut, länger als eine Stunde darf ich allerdings nicht, dann ist es dem Sohn „aber wirklich viel zu langweilig“. Der Lieblingsmann und ich fragen uns derweil, ob wohl die ganzen weißen Pferde vor den Kutschen in der Stadt ausgemusterte Lipizzaner sind, die die Kunststücke nicht mehr schaffen.
Und was wohl nach dem Fiaker kommt? Das Fiaker-Gulasch?

Wenn wir schon mitten im ersten Bezirk sind, klappern wir nach der Hofburg noch schnell ein paar weitere Sehenswürdigkeiten ab. Zuerst den Stephansdom samt Fahrt auf den Nordturm zur „Pummerin“, anschließend besuchen wir noch Sisi und Franz in der Kapuzinergruft. Es ist erschütternd, wie viele Kindersärge es dort gibt.
Und was die Sarggestaltung betrifft: Früher war mehr Lametta.

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Keine Lipizzaner.

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Die Sisi und der Franz!

Dann darf der Sohn die Sehenswürdigkeiten bestimmen. Wir schauen uns also den Gucci-Store, zwei Rolex-Läden, den Louis-Vuitton-Shop und natürlich den Apple-Store ausführlich von innen an. Das Highlight ist aber – wie bei jeder Stadtbesichtigung – der Tesla-Showroom.

rolex-schild
Hier wird gerade ein Junior-Verkäufer gesucht und der Sohn fängt schon an zu träumen.

Bei Julius Meinl und im rosa Manner-Shop kaufen wir noch schnell ein paar Mitbringsel.

Zum Mittagessen besuchen wir auf Empfehlung des Reiseführers das älteste Kaffeehaus Wiens, das Café Frauenhuber.
Ich sage mal so: Das Kaffeehaus kaschiert sein Alter nicht unbedingt. Die plüschigen Polster sind abgewetzt und durchgesessen, die Atmosphäre ist düster und wird in keinster Weise durch die geschmacklose Plastikblumendeko aufgewertet. Der Zwetschgenröster, den ich bestelle, ist der schlechteste, den ich je gegessen habe. Das Kompott ist grau-braun, viel zu süß und es ist nicht eine Zwetschge darinnen zu finden.
Netterweise tauscht der Lieblingsmann eine halbe Sachertorte gegen meinen Bramsch.
Der Apfelstrudel des Sohnes ist gut, vergleichbar mit dem vom Frühstück aber nicht ganz so gut wie der gestrige.

cafe-frauenhuber

Den Nachmittag verbringen wir im Hop-on-Hop-off-Bus und fahren die andere Route bis zur Donau und zur Uno-City. Diesmal glauben wir uns besser vorbereitet, weil wir uns extra dick angezogen haben. Heute erwischen wir aber einen Bus mit Fenstern und Sitzheizung. Es ist ein wenig warm. Aber irgendwann schaffen wir es bis in die erste Reihe. Juhu!

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Von dort aus entdecken wir die Frau mit dem Kind aus der Straßenbahn vorgestern.

Trotz der unfassbar vielen Touristen scheint mir Wien doch ein Dorf zu sein.


Mal wieder bekomme ich für diese Empfehlungen kein Geld, alles in diesem Urlaub habe ich selbst ausgesucht und bezahlt.

Facts & Figures:

Spanische Hofreitschule: In der Hofburg, morgens zwischen 10 bis 12, man kann kommen und gehen wie man will. Wenn man Glück hat, bekommt man einen Sitzplatz. Die Familienkarte für 2 Erwachsene und ein Kind hat 30 Euro gekostet.

Kapuzinergruft: Hier liegen sie alle: Maria-Theresia samt näherer Familie und natürlich die Sisi und der Franz. Familienticket 16,50 Euro

Stephans-Dom: Innen angucken: Wiener Neustädter Altar, Pilgram-Kanzel. Auf den Nordturm kann man mit einem Fahrstuhl zur riesigen „Pommerin“, einer Glocke, hochfahren. Kosten hierfür: Erwachsene 6 Euro, Kinder 2,50 Euro.
Auf den Südturm kann man hochlaufen. Haben wir nicht gemacht.

Essen & Trinken: Café Frauenhuber – bloß nicht den Zwetschenröster wählen. Sachertorte und Apfelstrudel waren ok.

 

Ein Gedanke zu „Auf den Spuren der Lipizzaner: Wien-Tagebuch, Teil 2

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