Wien, Wien nur Du allein – Wien-Tagebuch, Teil 1


„Oh, Wien! So eine wunderschöne Stadt“, haben alle gesagt, denen ich erzählt habe, wohin es in den Herbstferien geht. Und mir anschließend tausend Sachen genannt, die ich unbedingt machen oder sehen müsse.
Ich habe ausgerechnet, dass wir für alle genannten „Must-Sees“ ungefähr siebeneinhalb Wochen da bleiben müssten, rein netto natürlich, Schlaf wäre da dann nicht dabei gewesen.

Also habe ich Tipps aufgeschrieben, Reiseführer gelesen, überlegt, was man wie kombinieren könnte und was denn meine beiden Reisebegleiter überhaupt mitmachen würden. Denn mit im Gepäck waren der Lieblingsmann und der dazu passende Sohn.
Die Tochter hat gesagt: „Ja, Wien ist bestimmt super, ich fahre dann so lange mit der Jugendgruppe nach Italien“.
Den Sohn habe ich mit der Aussicht auf täglich Wiener Schnitzel, Würstchen und Kaiserschmarrn gelockt.

Die achtstündige Zugfahrt verläuft unspektakulär. Der Proviant ist erstaunlicherweise nicht nach fünf Minuten leer, das WLAN stabil und ich bin ausnahmsweise froh, dass der Sohn Fortnite-Videos auf Youtube schaut, so bekommt er immerhin nichts von den schlüpfrigen Witzen mit, die die österreichische Männerreisegruppe schräg gegenüber zwischen diversen Dosenbieren von sich gibt. Hier einer der Schenkelklopfer:
„Hallo, ich bin Umberto. Ich bin hier, um mit Ihrer Tochter zu schnackseln.“
„Um was?!?!?!?“
„Umberto“

In der Straßenbahn zum Hotel sitzen mit uns ein schwules Paar, eine Gruppe junger ausländischer Studenten und eine Mutter mit Kind, die schon bei uns im Zug war.

Das Frühstück nehmen wir am nächsten Morgen im Hotel zu uns. Der Kaffee ist naja, das Rührei schmeckt dem Sohn nicht und das Bircher Müsli wird leider auch nicht aufgefüllt.
Überhaupt sah das Hotel auf den Fotos im Internet etwas besser aus als es jetzt wirklich ist, die Farben in unserem Hotelzimmer sind eher düster, dafür aber unkonventionell zusammengemixt. Eine Wand ist dunkelgrau, eine kotzgrün und eine himmelblau, dafür sind sie mit abwaschbarer Farbe gestrichen.
Aber die Betten sind gemütlich, es gibt drei davon und auch ansonsten kann man sich noch im Zimmer bewegen. Wir sind allerdings auch nicht gekommen, um den ganzen Tag im Hotelzimmer zu bleiben.

Nach dem Frühstück starten wir unser Programm mit einer Hop-on-Hop-off-Bus-Tour.

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Bibber, bibber!

Es ist ziemlich kühl und wir bekommen leider nur Plätze im oberen offenen Busteil, also steigen wir ziemlich schnell bei Schloss Schönbrunn aus und kaufen Tickets. Weil wir bis zu unserem Einlass-Slot warten müssen, gehen wir so lange in das Kindermuseum, das auch im Schloss untergebracht ist.
Im Kindermuseum kann man sich verkleiden und fast alles anfassen. Ein Traum für meine Jungs! OK, ich finde das auch gut.

kaiser-fritz.jpg
Und obwohl vom Kindermuseum bis zum eigentlichen Schlossrundgang eine Eintrittskarte auf wundersame Weise verschwindet, werden wir rein gelassen.
Auf dem Schlosshof spielt derweil eine asiatische Blaskapelle. Etwas merkwürdig, aber neunzig Prozent der massenhaft anwesenden Touristen sind Asiaten, da muss das wohl so.

schloss-schoenbrunn.jpg

Wenn man bedenkt, dass ein Kaiserkind 6 Zimmer gebraucht hat und Maria-Theresia 16 Kinder hatte, kann man hier von ganz schön beengten Wohnverhältnissen sprechen.

Sehr adrett sind auch die exakt gerade geschnittenen Bäume und Hecken im Schlossgarten. Aber irgendwie gibt es immer jemanden, der aus der Reihe tanzt.

 

gerade-hecke

Stillgestanden!

Den Bus verpassen wir leider knapp und so sitzen wir eine Weile in der Kälte und merken, dass wir vor lauter Never-ending-Summer vergessen haben, gescheite Jacken einzupacken.
Dafür läuft das schwule Paar aus der Straßenbahn von gestern an uns vorbei.

Im Bus gibt es dummerweise wieder nur Plätze oben in der Kälte, wir steigen also an der Maria-Hilfer-Straße aus und suchen nach einer Lokalität mit Wiener Spezialitäten. Die finden wir erst mal nicht, aber dafür eine Jacke und ein Hemd für den Sohn. Jetzt ist wenigstens einem warm.
Wir finden ein Lokal, das uns zusagt, und essen Wiener Schnitzel, Backhendel-Streifen und Schinkenfleckerl. Zum Nachtisch bestellt sich der Sohn einen Apfelstrudel.

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wiener-schnitzel

Das vorher gekaufte Hemd wird gleich eingeweiht, wir haben nämlich Karten für das Burgtheater. Es gibt „Der Besuch der alten Dame“.

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Haben Sie (das) Wien(er Rathhaus) schon bei Nacht gesehen?

Ich muss etwas kämpfen, um nicht einzuschlafen. Es ist ziemlich warm und von der ganzen Lauferei des Tages bin ich ganz schön müde.
Vielleicht hätte ich Stehplatzkarten nehmen sollen, die gibt es nämlich. Da schläft man bestimmt nicht ein.

stehplaetze-im-burgtheater
Für den Sohn ist das Stück eigentlich nicht geeignet, aber von den Stücken, die es während unserer Zeit in Wien gab, war das noch das beste.
Aber er hält tapfer durch.
Und er kann jetzt damit angeben, in einem der bedeutendsten deutschsprachigen Theater gewesen zu sein.
Oder wie er sagen würde: „Toll … Und?“

 


Mal wieder bekomme ich für diese Empfehlungen kein Geld, alles in diesem Urlaub habe ich selbst ausgesucht und bezahlt.

Facts & Figures:

Hop-on-Hop-off: Wir waren mit Big Bus unterwegs, da die eine Haltestelle direkt vor der Hoteltür hatten. Hat für uns drei für drei Tage 95 Euro gekostet.

Schloss Schönbrunn: Wir haben den Family-Pass für ca. 50 Euro gekauft, dieser beinhaltet die Imperial-Tour durch ca. 20 Schlossräume und den Besuch des Kindermuseums

Essen: Kantine m101 in der Mariahilfer Straße. Hervorragender Apfelstrudel.

Abendprogramm: „Der Besuch der alten Dame“ im Burgtheater Wien

Reiseführer: Dumont Reiseführer Wien: wenig hilfreich, wirr aufgebaut, wenig Hintergrund trotz viel Text. Mir hat ein U-Bahn-Plan gefehlt, den man schnell zur Hand hat. Allerdings hatte ich nicht die aktuellste Version des Reiseführers.
Marco Polo Reiseführer Wien: Etwas übersichtlicher aufgebaut, sehr kompakt, griffbereiter U-Bahn-Plan, ich hätte gerne etwas ausführlichere Infos gehabt. Schön finde ich hier die Rubrik „Bloss nicht!“.
Wien für dich! Der Reiseführer mit Comics und Rätseln. Hatte ich eigentlich für den Sohn gekauft, hat mir aber von allen Reiseführern mit Abstand am besten gefallen. Die wichtigsten Dinge sind drin und dazu wird noch viel Anekdoten wissen ansprechend und unterhaltsam geliefert.


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3 Gedanken zu „Wien, Wien nur Du allein – Wien-Tagebuch, Teil 1

  1. Pingback: Lo-lo-lo-lo-los geht’s auf den Prater – Wien-Tagebuch, Teil 3 | Sandkuchen-Geschichten

  2. Rhiannon

    Das ist das Dilemma bei typischen Touristenplätzen. Wenn du einen erneuten Wien-Besuch planst, sieh dich bei den Blogs einmal um. Frag Leute, die hier leben. Ich hätte dir beispielsweise ein, zwei weniger überlaufene Museen, vielleicht das Haus des Meeres oder den Zentralfriedhof empfohlen, aber von Schönbrunn und den klassischen Touristenpfaden eher abgeraten.
    Wien ist anders – der Spruch stimmt tatsächlich.

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    Antwort
  3. Pingback: 12von12 im mehr als goldenen Oktober 2018 | Sandkuchen-Geschichten

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