Ich Rabenmutter. Da habe ich einfach so die Karrierepläne meiner Tochter zerstört.
Oder habe ich sie vor einer Dummheit bewahrt?
Denn so wie es aussieht, wird aus meiner Tochter wohl niemals eine Berufsreiterin. Diese Kutsche ist abgefahren. Und warum? Natürlich wegen mir.
„Kann ich reiten lernen?“
„Ja mein Schatz, sehr gerne. Aber nur, wenn Du auch ein Instrument lernst.“
So schnell kann man eine Diskussion beenden.
Eigentlich wollte ich nur die Ernsthaftigkeit der Absicht überprüfen, gerade bei dem Preis, der für Reitstunden aufgerufen wird.
Ich habe nichts gegen Reiten. Ganz im Gegenteil, ich bin selber ein Pferdemädchen und die erste, die während einer Autofahrt aus dem Fenster zeigt und aufgeregt ruft:
„Guckt mal da! Pferde!“
Aber bei meiner Tochter habe ich dieses unbedingte Brennen für diese schönen Tiere nie so richtig gespürt.
Pferde sind aber auch so real life.
Das ist eigentlich nichts für Lina. Pferde sind groß und so richtig gut riechen tun sie auch nicht. Außerdem fehlt ihnen der gewisse Glamourfaktor. Ich glaube, wenn Pferde ein Horn auf der Stirn hätten oder Glitzer in blauem oder pinkfarbenem Deckhaar, dann würden sie meiner Tochter noch um Klassen besser gefallen.
Ich glaube, ein bisschen froh war Lina schon, als ich nicht gleich zum Telefon gesprungen bin, um sie zum Reitunterricht anzumelden, als sie das erste Mal diese Idee hatte. So muss sie sich vor ihren Freundinnen nicht rechtfertigen, dass sie keine Lust hat, dem gesellschaftlichen Anspruch Genüge zu tun und reiten zu gehen sondern kann einfach sagen, dass ihre Mutter es ihr nicht erlaubt.
„Schau‘ mal Mama. So einen Putzkasten wie da drüben hat Josefine auch.“
„Ach. Reitet Josefine jetzt?“
„Mama. Alle meine Freundinnen reiten.“
Nur ich darf natürlich nicht – war genau zu verstehen, auch wenn sie es nicht gesagt hat.
„Echt? Auch Helena? Die sich schon vor deinen Kaninchen fürchtet?“
Nein. Helena natürlich nicht. Und Zara und Lena auch nicht. Fatima und Soraya übrigens auch nicht.
Und willst Du auch immer noch reiten?“
„Ach eigentlich nicht. Ich mache ja jetzt schon so viel. Dann hätte ich ja gar keine Zeit mehr zum Chillen.“
Chillen ist natürlich extrem wichtig mit 10. Habe ich früher auch gemacht. Damals hieß es halt noch anders. Langweilen oder spielen. Aber Lina chillt nicht nur alleine, sondern tut das bisweilen sogar im Rudel.
Neulich hat sie sich mit ihren Freundinnen getroffen, um gemeinsam abzuhängen.
Auf meine Frage, was man dabei denn so macht, bekam ich zur Antwort: „Wir fahren mit unseren Rollern durch die Gegend, gehen shoppen und trinken was.“
Ach so. Es stellte sich dann glücklicherweise heraus, dass das anvisierte Shoppingcenter der Supermarkt war und sich das Trinken auf Fanta und türkische Limo beschränkte.
Wichtig ist bei solchen Unternehmungen dann natürlich auch das richtige Outfit. Da sind Pferdemädchen im Hintertreffen, weil irgendwie nicht stylisch genug.
Der wahre Grund, warum Lina nicht reiten möchte, ist nämlich, weil man da Kniestrümpfe über die Hose zieht.
Wie peinlich ist das denn?
Hallo,
der Beitrag ist schon ein halbes Jahr alt. Hat sich an der Einstellung Deiner Tochter etwas geändert?
Meine Große kommt jetzt in die Schule und hat DA bereits 2 Pferdenärrinnen als Klassenkameraden.
Beide hausgemacht; die Mütter reiten und haben eigene Pferde.
Wir haben ein Mal beim „Volti“ zugesehen bzw.die Große durfte auch mitmachen. Das auf dem Pferd sitzen hat ihr gefallen. Aber dass ihr jemand gesagt hat, was sie machen soll und dass sie nicht IMMER drauf sitzen durfte, nicht.
Und wenn ich an unseren letzten Tierparkbesuch denke, wo alle Tiere beim Füttern die Hände ableckten(normal?!)und das „IIHHH!“ war, wird es wohl auch heissen: „ICH die Pferdeäpfel wegmachen? IIHHH!“.
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Immer noch kein Pferdemädchen … 😂
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