Wir haben keine Haustiere. Aus Prinzip nicht. Wir haben zwei Kinder, die machen genug Dreck und Arbeit. Ich wollte früher mal ein Häschen haben, aber das Ende der Diskussion mit meinem Mann war: „Wenn das mit dem Kinder-Kriegen nicht klappt, dann kaufen wir ein Häschen“.
Wie ich bereits erwähnte, haben wir zwei Kinder. Und im Nachhinein bin ich auch froh darüber, dass ich nicht gleich nach dem ersten erfolglosen Versuch, schwanger zu werden, losgezogen bin, um ein Kaninchen zu besorgen. Vor kurzem habe ich geträumt, wir hätten Fische und Meerschweinchen und ich habe vergessen sie zu füttern. Nein, dieser Verantwortung fühle ich mich nicht gewachsen. Komisch, bei den Kindern war ich mutiger.
Meine Kinder sehnen sich allerdings schon seit geraumer Zeit nach einem Haustier. Am liebsten wäre ihnen eine Katze. Geht aber nicht – ich bin allergisch. Stört die Kinder jetzt nicht weiter, aber mich.
Allerdings unterwandern die Kinder immer wieder unser Haustier-Verbot geschickt. Als erstes fing meine Tochter damit an, als sie gerade ein halbes Jahr im Kindergarten war. Ihr Lieblingstier zu diesem Zeitpunkt war die Schnecke. Und da es im Kindergarten davon jede Menge gab, hat sie einfach ein paar eingesteckt und mit nach Hause gebracht. Im Rucksack lagen also immer neben den Resten vom Frühstücksbrot und der Steine-, Scherben- und Stöckchensammlung eine beachtliche Anzahl leerer Schneckenhäuser. Ein ernstes Wort über artgerechte Haltung von Schnecken musste ich mit ihr führen, als ich völlig ahnungslos beim Ausleeren der Hosentaschen vor dem Wäschewaschen in ein zerbrochenes Schneckenhaus samt zerquetschter Bewohnerin gegriffen hatte.
Schneckenschleim klebt übrigens wie Baumharz und lässt sich vergleichbar schlecht abwischen. Skinny-Jeans sind einfach keine geeignete Behausung für Schnecken.
Nach kurzen Experimenten mit Ameisen und Bienen als Haustieren, hat sie sich einer neuen Spezies zugewendet und Feuerwanzen in unserem Hof angesiedelt. Feuerwanzen, das sind diese ekligen Krabbeltiere, die oft zu hunderten an Mauern oder Bäumen hängen und an Kakerlaken im Marienkäferkostüm erinnern. Meine Tochter hasst Spinnen und geht auf keine Toilette, wenn da vor zwei Wochen mal eine Spinne war, Kellerräume meidet sie aus diesem Grund. Aber die Feuerwanzen dürfen auf ihr herumklettern wie sie wollen. Im Ärmel verschwunden? Hihihi, wie das kitzelt.
Einmal habe ich sie vom Kindergarten abgeholt. Wir sind direkt von dort zum Kinderarzt gefahren, weil sie geimpft wurde. Danach waren wir noch einkaufen. Nach anderthalb Stunden kamen wir zu Hause an. Ich fragte sie, warum sie eigentlich die ganze Zeit die Hand zu einer Faust geballt hält. Anstatt zu antworten, öffnet sie sie und zum Vorschein kam eine sichtlich mitgenommene, aber immer noch lebendige Feuerwanze.
Ihre Nachkommen leben heute noch auf unserem Hof.
Gegen die nächsten „Haustiere“, die sie anschleppte, bin ich dann mit chemischen Mitteln vorgegangen. Ich habe die Läuse und Nissen, die ich aus ihren Haaren rausgespült habe, in Tesafilm präpariert und aufgehoben. Beim Kaffeeklatsch zeige ich sie jetzt gerne interessierten Müttern, die noch keine persönliche Erfahrung mit diesen Tierchen gesammelt haben.
Vor kurzem haben wir todesmutig eine riesige Winkelspinne gefangen. Dank Internet haben wir herausgefunden, dass es sich um ein Männchen handelt. Wir haben sie Wolfgang getauft und ihn wieder freigelassen, da ihn keiner als Haustier haben wollte. Schade, denn eigentlich wäre Wolfgang ein prima Haustier: braucht nur einmal pro Woche Futter und man muss auch nichts sauber machen.
Gegen nachtaktive Haustiere hat Lina prinzipiell auch nichts. Kurzzeitig wollte sie einen Hamster und meinte dazu: „Wenn der nachts Krach macht, stört mich das nicht, schlafen ist mir eh zu langweilig.“
Sehr zum Leidwesen meines Mannes und mir wurde unsere Tochter in letzter Zeit immer unordentlicher und zeigt erste präpubertäre Züge. Unsere Meinung ist ihr relativ schnuppe und ihr Verhalten auffällig maulig. Schimpfen und Verbote helfen nicht, also haben wir ihr ein Kaninchen in Aussicht gestellt, wenn sich ihr Verhalten bessert. Ich wollte ja schon immer eines und jetzt habe ich einen, der verspricht, sich immer um das Tier zu kümmern. Mein Mann konstruiert schon mal gedanklich den Hasenstall, der im Hof untergebracht werden soll.
Man darf den Tag nicht vor dem Abend loben, aber seitdem – es ist jetzt eine Woche her – ist das Miteinander viel angenehmer geworden*.
Was mit unseren Prinzipien zum Thema Haustieren ist? Wir mussten eigentlich nur ein Wort ändern, damit wieder alles passt: „Wenn das mit dem Kinder-Erziehen nicht klappt, dann kaufen wir ein Häschen“.
* Wie man dem Über-Text entnehmen kann, haben wir inzwischen die Kaninchen, und mein Mann macht auch jede Woche fleißig den Stall sauber …
So, und hier noch ein Basteltipp, schnell und einfach nachzumachen.
Man benötigt: Läuse und Nissen in verschiedenen Entwicklungsstadien, Tesafilm, Din A 5 Heft
Und so geht’s: Läuse und Nissen von Kinder- (oder eigenen) Köpfen fangen und auf Tesafilm aufkleben. Wichtig, das Klebeband sollte durchsichtig sein. Mit Malerkrepp oder Masking Tape funktioniert das nicht so gut.
Anschließend kann man die Präparate in ein Schulheft kleben und nach Belieben beschriften oder mit Zeichnungen verzieren.