Heute ist Sonntag. Und wir müssen mal nicht früh raus. Deshalb stehe ich heute auch erst um 7 Uhr 20 auf. Ist das schon diese senile Bettflucht?
Mein Sohn ist auch wach, hat bereits drei Comics gelesen und begleitet mich in die Küche, da es meiner Meinung nach zu früh ist, um im Hof Bälle gegen die Wand und das Metalltor zu schießen.
Da er glücklicherweise Smartphone und i-pad-Verbot hat und sich schrecklich langweilt, hilft er mir, das Inferno, das uns in der Küche erwartet, zu beseitigen.

#myrealkitchen
Seine Versuche, die Sachen aus der Spülmaschine wegzuräumen, zeugen von einer gewissen Kreativität:
Anschließend machen wir uns an die Erdbeertorte, die ich machen will.
Ich habe neulich einen tollen Trick gesehen, wie man am besten das Grün von den Erdbeeren weg bekommt, und den wollen wir ausprobieren.

superduper Lifehack. Oder wie mein Sohn – warum auch immer – es nennt: getickelt
Ich habe dafür jetzt einen rosafarbenen Strohhalm genommen, ich glaube aber, es geht auch mit jeder anderen Farbe.
Das Tollste ist ja sowieso, dass am Ende eine niedliche kleine Erdbeerpalme übrig bleibt.

Kann man bestimmt noch was draus basteln
Irgendwann ist es dann nach Neun, Fritz hat ausreichend Tortencreme gefrühstückt und verschwindet samt Ball auf den Hof, um ein wenig zu chillen. Das Ausdekorieren der Torte überlässt er freundlicherweise mir.

Erdbeertorte (mit weißer Schoko-Crunch-Schicht) an Pfingstrosen
Als die Torte fertig ist, ist mein Sohn auch mit Ballspielen durch und muss sich erst mal davon erholen. Das lässt sich am besten in seinem Bett bei Fluch-der-Karibik-Musik in Wändewackel-Lautstärke. Gut, muss ich die anderen nicht wecken. Ich bin ja zum Glück schon wach.
Aber entspannen ist tatsächlich eine gute Idee, deshalb klimpere ich ein wenig auf dem Klavier das Stück, das andere fehlerfrei in der Mensa meiner Tochter spielen
„In der Mensa hat heute eine das Stück auf dem Klavier gespielt, das du auch immer spielst, Mama. Fehlerfrei.“
Tochter, Motivations-As
— Verena Wagenpfeil (@VWagenpfeil) 8. Juni 2016

Von mir interpretiert lässt das Stück ein wenig an Fabelhaftigkeit vermissen.
Allerdings entspannt es nicht wirklich, wenn man immer wieder an der gleichen Stelle denselben Fehler macht. Als ob da im Hirn irgendwelche Figuren sitzen, die sich gegenseitig anstacheln und über mich lustig machen:
„Pass auf, gleich kommt wieder die Stelle!
„Au ja, das wird lustig.“
„Sollen wir sie heute mal richtig spielen lassen?“,
legt Schalter um, Verena drückt die falsche Taste
„Muhahahaha!“
„Nochmal, nochmal!“
Also geht es weiter mit meinem Küchenprogramm. Die Erdbeeren, die ich gestern mit letzter Kraft von einem eigentlich völlig abgeernteten Feld zusammengeklaubt hatte, müssen noch zu Erdbeermarmelade verarbeitet werden. Es gelingt mir zum allerersten Mal, alle Gläser randvoll zu bekommen ohne einen Rest übrig zu haben. Jetzt ist alles möglich!
Im Anschluss habe ich es geschafft: die Küche sieht genauso aus wie heute Morgen, als ich sie betreten habe. Aber das Aufräumen ist nicht so schlimm wie das, was ich noch vor mir habe: die Steuererklärung
Der Hassmoment meines Jahres. Gemeinsam auf dem Badmintonfeld und beim Steuererklären ist die Gefahr sehr hoch, dass mein Mann und ich uns in die Haare kriegen. Ins Badmintontraining gehen wir nicht mehr gemeinsam, bleibt also noch die Steuer.
Es gelingt mir, mich zwischendrin abzusetzen und ich gucke zusammen mit den Kindern „Petterson & Findus“. Es gibt die Weihnachtsgeschichte. Sehr schön.

Man kann ganz schön viele Spiele spielen und noch fernsehen, wenn man den Sonntag schon um sieben beginnt.
Meine Tochter hat mittlerweile eine App ausgepackt, die auf Knopfdruck die allerherrlichsten Rülps- und Furzgeräusche von sich gibt. Ob die Kinder über irgendeine App auch mein miserables Klavierspiel manipulieren und sich darüber kaputt lachen??
Immerhin muss ich heute nichts zu Essen kochen, das übernimmt freundlicherweise die Oma.

Wenn die Oma kocht, ist für jeden Geschmack etwas dabei.
Ich hätte auch gar nichts da gehabt, mein Wochenendeinkauf sah diesmal nämlich so aus:

Wenn schon keine High-Heels, dann wenigstens ein wenig Silberglanz.
Ich möchte noch mit meinem Mann zusammen durch den Park joggen und meine Tochter Vokabeln in irgendwas abfragen, duschen und zum Fußballspiel haben wir noch Grillgäste eingeladen.
Vielleicht schaffe ich das ja noch, wenn ich mich endlich durch die wegzuräumenden Dinge durchgekämpft habe.

Und täglich grüßt der Wäschekorb. Vielleicht könnte ein wenig mehr FKK im Leben auch nicht schaden?
So, schon wieder ein Monat rum. Andere #12von12 gibt es wie immer bei Caro.
Und ich geh jetzt Gewittergrillen.