Der eigene Körper ist ein Mysterium. Mein Mann wundert sich zum Beispiel immer darüber, dass er müde ist, obwohl er doch eigentlich lange geschlafen hat. Ich wundere mich hingegen, warum ich ständig dicker werde, obwohl ich doch fast immer vernünftig esse (höhöhö).
Besonders wundern sich Teenager über ihre Körper. Die haben aber nun wirklich auch Grund dazu. Da werden aus zahnlückigen, spindelbeinigen Zopfträgerinnen quasi über Nacht rassige Lolita-Weibchen in figurbetonten Fetzen, die auf einmal drei Stunden im Bad verbringen und aussehen, als wären sie aus Versehen im Versuchslabor eines Make-Up-Herstellers traktiert worden. Und aus süßen, pausbäckigen Jungs, die nur Fußball im Kopf haben, werden plötzlich picklige, kieksstimmige Halbriesen, die nur Fußball im Kopf haben.
Und das alles ohne irgendwelche Zaubertränke oder Verwandlungsflüche.
Aber auch oder vielleicht gerade für kleine Kinder ist der Körper voller Merkwürdigkeiten, die entdeckt werden wollen.
Manchmal verschwinden plötzlich Dinge am Körper:
„Mama. Meine Augenbrauen sind verschwunden.“
„Nein Fritz, die sind noch da. Die sind jetzt nur von der Sonne hellblond geworden.“
Manchmal entdeckt man auch Dinge an sich, die man vorher nicht bemerkt hat und das vielleicht auch aus gutem Grund:
„Mama. Was ist denn das da eigentlich?“
„Das sind deine Brustwarzen, Fritz.“
„Brauch‘ ich nicht.“
„Äh, ja. Stimmt. Haste aber.“
Das Merkwürdigste ist aber die Sache mit der Verwandlung:
„Ne, Mama, ich hatte auch mal eine Scheide.“
„Ach ja, Fritz? Wann soll das denn gewesen sein?“
„Na damals, als ich noch ein Mädchen war.“
Naja, seiner Meinung nach wird aus dem Kälbchen Finn vom Bauernhof, auf dem wir immer Urlaub machen, ja auch erst später ein Bulle. Was Finn sich besser nochmal überlegen sollte, da Bullen dort kein sonderlich langes Leben beschieden ist.
Ich habe ihm erst einmal nicht verraten, dass es tatsächlich möglich ist, das Geschlecht zu wechseln.
Zunächst sollte ich vielleicht auch damit anfangen, ihm die richtigen Bezeichnungen für die menschlichen primären Geschlechtsmerkmale beizubringen. In einem Schul-Arbeitsblatt, auf dem man in einem Bild die Körperteile benennen sollte, hatte Fritz‘ Junge nämlich einen Pipimann und direkt darunter ein Paar Eier. XL versteht sich.
Das Mädchen hatte er übrigens medizinisch korrekt ausgezeichnet. Vielleicht war er früher ja doch ein Mädchen.