Schlagwort-Archive: Schule

Bildungspolitik im Distanzunterricht: Setzen, sechs! #digitalpaktsendlichan!

Bei uns wird nun schon eine ganze Weile distanzunterrichtet, oder wie die Kinder es nennen: Hurra, Ferien!
Auch wenn die Politik und die in den vergangenen Jahren sträflichst vernachlässigte technische Infrastruktur sich größtmögliche Mühe geben, diese Art der Beschulung zu verhindern, so kämpft unsere Schule mit ihrem Häuptling und ihrem IT-Fachmannlehrer, der jetzt schon 124 werden muss, um die angesammelten Überstunden wieder abzufeiern, wie das berühmte gallische Dorf dafür, dass sich die Kinder nicht den ganzen Tag mit Youtube, Netflix und Fifa langweilen müssen.

Und zu bekämpfen gibt es einiges: Endgeräte für Schüler*innen, die über kein eigenes verfügen, sich aber auch keines leisten können, waren schon fast in Sichtweite, durften dann allerdings wegen Lizenzstreitigkeiten nicht ausgeliefert werden. Kaum greifen mal mehr als zwei Nutzer*innen gleichzeitig auf die Plattform zu, erleidet Moodle einen Zusammenbruch, der es bis in die Nachrichten schafft. Lehrer*innen verfügen nicht über Endgeräte, um Videokonferenzen abhalten zu können und die Politik überlegt sich gerade angestrengt, was denn das am wenigsten passende Modell sein könnte, das man seinen Held*innen an der Front zukommen lassen könnte. Man kennt das und schüttelt stumm den Kopf.
Meine Lieblingsstory, warum der Server nicht lief, ist aber nach wie vor: „Eine Ratte hat im Serverraum die Kabel durchgebissen“.
Das ist das „der Hund hat die Hausaufgaben gefressen“ der Bildungspolitik.

Und irgendwie haben sich da eine Menge Hunde über die Hausaufgaben der Kultusministerien hergemacht.

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Der vermaledeite Schulausflug

Fritz hat einen Zettel aus der Schule mitgebracht, auf dem stand, dass er am nächsten Schulausflug nicht teilnehmen dürfe, weil er sich daneben benommen hätte. Er hat ein anderes Kind gehauen. Weil das andere Kind vorher ihn gehauen hatte und genauso blöd wie mein Sohn war, sich dabei erwischen zu lassen, durfte dieses Kind auch nicht mit. Sowie noch fünf weitere Kinder. Und das in der ersten Klasse. Respekt. Die Lehrerin weiß wie es geht:

„Wehret den Anfängen“.

Ein paar Wochen später stand dann das Ziel des nächsten Wandertags fest: das Tobolino. Weiterlesen

Nichts ist so erlabend wie ein Elternabend

„Kann ich da nachher eine Geschichte zu lesen? Like ich ungesehen.“
Ich befinde mich auf einem Infoabend. Was soll es da schon zu berichten geben? Und dann noch lustiges, damit es sich in den Reigen meiner sonstigen Geschichten einreiht?
„Nein, Iris. Ich schreibe nur mit.“

Ja, ich gebe es zu, ich schreibe auf Elternabenden mit. Immerhin ist dies hier eine Infoveranstaltung zur im Herbst stattfindenden Klassenfahrt. Da kann man schon mal mitschreiben. Und wenn nur als Übersprungshandlung um nicht ständig irgendwelches dummes Zeug zu fragen oder sich über die anderen Eltern aufzuregen. Ich finde, es könnten ruhig mehr Eltern mitschreiben.

„Herzlich Willkommen. Ich bin Frau Kaiser, die Klassenlehrerin der 3 a. Frau Brucker und Frau Hinz werden für die Klassen 3 b und c mitfahren. Wenn sie dann noch die Klassenlehrerinnen sind.“
Ein durchaus berechtigter Hinweis, immerhin wechseln die Klassenlehrerinnen an unserer Grundschule häufiger als meine Kinder ihre Socken. Abgestimmt, dass die Fahrt für alle Kinder verpflichtend ist, wurde noch bei zwei anderen Lehrerinnen.
Ich glaube, meine Kinder haben die einzigen beiden Klassenlehrerinnen erwischt, die die gesamte Grundschulzeit durchgehalten haben. Und das bei meinem Sohn. Aber vielleicht sollte ich still sein, ein Jahr hat er ja noch.
Und das ist das Premiumjahr mit Abschiedsfeier und Klassenfahrt. Weiterlesen

Leise rieselt die Vier … #Rant

Es gab Halbjahrs-Zeugnisse. Mein Sohn hat geschafft, was vor ihm noch keiner aus unserer Familie geschafft hat (wobei ich nur für den inner circle sprechen kann, ein Zeugnis meiner Eltern habe ich nie zu Gesicht bekommen): er hatte eine Vier. Im Grundschul-Zeugnis der 3. Klasse.
Und zwar im Fach „Musische-Schiene“. Ist eine Mischung aus Werken, schauspielern und sonstigem kreativen Schnick-Schnack.
Fritz ist im Malen tatsächlich nicht die ganz große Nummer. Nach den Kopffüsslern kam nicht mehr viel. Aber was treibt ihn dazu, sich dem Ganzen so zu verweigern, dass man meint, einem Kind eine Vier geben zu müssen? Einem Kind, das im Fach Kunst bei einer anderen Lehrerin, die nicht gerade für Kuschelkurs und Waldorfpädagogik bekannt ist, eine Zwei bekommt?

Heute ist mein Ton anders als sonst. Schärfer. Weil ich mich aufrege. Schon ziemlich lange. Und ziemlich lange darüber nachdenke, was man wohl machen kann. Aber ich fürchte, man kann nicht wirklich etwas machen. Worüber ich mich aufrege? Schule. Grundschule, genauer gesagt, da mir für weitergehende Schulkritik bislang die Erfahrung fehlt.
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Dienst nach Vorschrift

„Ich bin keine Perfektionistin.“
Punkt. Ein leiser Vorwurf schwingt in diesem Ausspruch meiner Tochter mit. Bei genauerem Hinhören sogar ziemlich laut und deutlich. Dieser Satz sagt so viel wie „Für mich ist der Zustand meines Zimmers/meine Hausaufgabe/meine Frisur/das Bild für Oma… völlig ok, also hör‘ gefälligst auf, mich mit deinen Ansprüchen zu nerven“.
Dabei will ich doch nur, dass meine Kinder (und in dem Fall schließe ich meinen Gatten in diesen Kreis mit ein) sich Mühe geben bei den Dingen, die sie machen. Mach‘ ich ja auch. Machen die aber nicht so gerne. Oder nur bis zu einem gewissen Grad. Weiterlesen

Der Clown im Schülerrat

clownDemokratie ist ja eine feine Sache. Sofern die richtigen Leute wählen gehen. Nämlich die, die wissen, was sie da tun. Schön ist auch, wenn diese Menschen dann noch die richtigen Vertreter wählen. Das ist aber leider nicht immer so.
Meine Kinder gehen auf eine Kinderrechte-Schule. Das heißt, dass da ziemlich viel über Kinderrechte und was damit zusammenhängt, gequatscht wird. Das kann für Eltern ziemlich anstrengend werden, wenn die Kleinen etwas einfordern und sich dann auf irgendwelche dubiosen Rechte berufen.
Es gibt in dieser Schule auch einen Haufen Gremien, wie Schülerrat und Klassenrat, in die demokratisch gewählte Schüler entsendet werden. Allerdings keimt in mir der Verdacht, dass die Schüler in der Klasse meines Sohnes diesem Demokratie-Unterricht nicht besonders aufmerksam gefolgt sind. Anders kann ich mir nämlich nicht erklären, warum ausgerechnet Fritz zum Klassensprecher gewählt wurde.  Die einzig mögliche Erklärung ist, dass sie dachten, es ginge um die Wahl des Klassenclowns. Dass dabei die Wahl auf Fritz fällt, war ja klar. Weiterlesen

Nicht für die Schule, für die Lehrerin lernen wir

schulranzen-sandkuchen-gescEigentlich wollte Lina nie in die Schule. Neuem gegenüber ist sie nicht unbedingt aufgeschlossen und ihre Erzieherinnen im Kindergarten waren soweit OK und es gab dort ausreichend Papier und Stifte, also was bitte schön soll sie in der Schule?
Allerdings wollte sie auch nicht unbedingt morgens von der Polizei in die Schule abgeführt werden und alle ihre Freundinnen mussten auch dahin, also hat sie sich halt in ihr Schicksal gefügt und ist eines schönen Jahres Anfang August der Aufforderung gefolgt, doch künftig die Schule zu besuchen. Weiterlesen

Es geschah am hellichten Tag

weisser-lieferwagenIn der Zeitung stand geschrieben, es wäre ein Hoax. Das klingt, als handelt es sich hierbei um irgendetwas Magisches aus der Harry-Potter-Welt. Aber Hoaxe gibt es wirklich. Viele. Ständig.
Ein Hoax ist eine erfundene Geschichte, die aber viele Menschen für bare Münze nehmen. Meist handelt es sich bei Hoaxen um weniger erfreuliche Dinge, die den Leuten Angst machen und sie verunsichern.
Nun gut. Der Mann im schwarzen Jogginganzug, der im vergangenen Jahr die Jungs mit Fußballbildchen gelockt hat, wurde nie gefasst, weil es ihn wohl auch nicht gab.
Aber bei diesem weißen Lieferwagen kann es sich unmöglich um einen Hoax gehandelt haben, schließlich haben ihn doch so viele Kinder gesehen. Weiterlesen

Missverständnis über Missverständnis

hausaufgabenheft-sandkuchen„Mama. Irgendwie kam es da heute in der Schule-  warum auch immer –  zu einem Missverständnis.“
Dieser Satz verheißt nichts Gutes, ich bekomme ihn aber regelmäßig zu hören, seit Fritz in die Schule geht.
„Schon wieder ein Eintrag in deinem Hausaufgabenheft?“
Diesmal ist es wegen Schwätzens. Mein Sohn ist sich wie immer keiner Schuld bewusst. Es hatte geklingelt, da ist die Stunde ja vorbei und man kann reden. Auf die Idee, dass die Lehrerin vielleicht den Unterricht beendet und weder die Schulglocke noch er, kommt er nicht.
Dieses Kind findet aber auch einfach für alles eine logische Erklärung. Man könnte vielleicht versucht sein, es Ausrede zu nennen. Weiterlesen

Körperwelten

koerperwelten1Der eigene Körper ist ein Mysterium. Mein Mann wundert sich zum Beispiel immer darüber, dass er müde ist, obwohl er doch eigentlich lange geschlafen hat. Ich wundere mich hingegen, warum ich ständig dicker werde, obwohl ich doch fast immer vernünftig esse (höhöhö).
Besonders wundern sich Teenager über ihre Körper. Die haben aber nun wirklich auch Grund dazu. Da werden aus zahnlückigen, spindelbeinigen Zopfträgerinnen quasi über Nacht rassige Lolita-Weibchen in figurbetonten Fetzen, die auf einmal drei Stunden im Bad verbringen und aussehen, als wären sie aus Versehen im Versuchslabor eines Make-Up-Herstellers traktiert worden. Und aus süßen, pausbäckigen Jungs, die nur Fußball im Kopf haben, werden plötzlich picklige, kieksstimmige Halbriesen, die nur Fußball im Kopf haben.
Und das alles ohne irgendwelche Zaubertränke oder Verwandlungsflüche.  Weiterlesen