Punkt, Punkt, Komma, Strich,…


kinderbild-monsterDas Zeichnen ist in unserer Familie sehr stereotyp verteilt. Lina und ich zeichnen und malen gerne und man kann auch einigermaßen erkennen, was die Künstlerinnen darstellen wollten. Mein Mann wählt lieber die technische Variante des Malens: er fotografiert.
Fritz macht gar nichts davon, freiwillig malt er höchstens mal ein „Star-Wars der Clown wars“-Bild aus, ansonsten zeichnet er nur wenn er dazu gezwungen wird, zum Beispiel wenn er es als Hausaufgabe aufbekommt. Nicht mal für Omas, Opa, Tanten und Onkels malt er, was diese aber vermutlich auch nicht weiter betrübt. Das, was bei seinen Malereien herauskommt, ist nämlich nicht unbedingt zu erkennen oder etwas, das man sich gerne an die Wand hängt.
Allerdings wäre Fritz nicht Fritz, wenn er nicht für alles, also auch für seine Zeichnungen, eine passende und einleuchtende Erklärung parat hätte.
Einmal, da war er etwa vier, sollte er etwas für ein Kind in ein „Meine Kindergarten-Freunde-Buch“ malen. Er setzte mit großem Schwung an und krakelte ein unförmiges Gebilde in dieses Buch. Leicht genervt meinte ich zu ihm: „Fritz. Jetzt kritzel doch nicht immer einfach irgendetwas zusammen. Mal doch mal was Schönes. Einen Menschen zum Beispiel.“
Mit großen Augen hat er mich daraufhin angesehen und geantwortet: „Aber das ist doch ein Mensch, Mama. Das ist ein großer Mann in einem Sack. Der ist allerdings so fest zugeschnürt, dass der da nicht mehr rauskommt.“
Bei genauerer Betrachtung konnte man das Gebilde tatsächlich als Sack erkennen. Da der kleine Prinz jetzt voller künstlerischer Energie war, pinselte er weiter. Diesmal war das Etwas, das er gezeichnet hatte, eher dreieckig.
„Und was ist das jetzt?“
„Siehst Du das denn nicht? Das ist doch ein Dino im Zelt.“
Ja, ja, die großen Leute können manchmal sehr begriffsstutzig sein.

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Obi-Wan Kenobi kämpft gegen Anakin Skywalker. Und der unvermeidliche Meister Yoda schaut zu.

Inzwischen zeichnet Fritz die Dinge etwas direkter und versteckt sie nicht mehr unbedingt in Säcken oder Zelten. Die Bildinterpretation ist allerdings nicht unbedingt leichter geworden. Wer das Kreuzworträtsel in der FAZ anspruchsvoll findet, hat sich noch nicht mit einer von Fritz‘ Zeichnungen auseinandergesetzt.
Eine beliebte Hausaufgabe in der ersten Klasse ist „Lies einen Satz und male das passende Bild dazu, um zu zeigen, dass du verstanden hast, was du dir zusammenbuchstabierst“.
Fritz‘ Bild zu „Die Meise sitzt im Nest“ zeigte einen länglichen Gegenstand in einem Vogelnest (das Vogelnest war schon vorgezeichnet). Auf meine Frage an Fritz, was das denn wäre, das er da ins Nest gemalt habe, antwortete er: „eine Meise, steht doch da.“
Als ich ihn daraufhin fragte, ob er denn wüsste, was eine Meise wäre, schaute er mich entrüstet an und meinte: „Na klar. Das weiß doch jeder. Das ist ein Werkzeug, auf das man mit einem Hammer draufhaut, um Steine klein zu machen.“
Ob er sich denn nicht gewundert hätte, was dieses Werkzeug im Vogelnest macht? „Natürlich nicht“
Offensichtlich ist er der Meinung, dass auch Vögel manchmal einen Meißel gebrauchen können.
Aber nur, wenn sie nicht gerade eine Meise haben.

3 Gedanken zu „Punkt, Punkt, Komma, Strich,…

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