Das Leben ist ein Spiel


spielbrettMal verliert man, und mal gewinnen die anderen.
Dass verlieren keine Katastrophe ist, habe ich erst durch meinen Sohn erfahren. Erstaunlicherweise macht ihm nämlich verlieren einfach nichts aus. Er lacht dann und freut sich, dass das Spielen so viel Spaß gemacht hat. Wenn er beim „Mensch ärgere Dich nicht“ direkt vor dem Häuschen geschnickt wird, dann findet er das genauso lustig, wie wenn er jemanden rauswirft.
Verarscht der mich? Gibt es sowas wirklich? Von Fritz‘ großer Schwester bin ich da ganz anderes gewohnt. Eigentlich mag ich mit ihr überhaupt kein Gesellschaftsspiel spielen, da sie bereits kurz nach Spielstart in fürchterliches Gezeter ausbricht, wenn jemand mit dem nächsten Zug eventuell knapp vor ihr liegen könnte. Sie heult dann und wirft schimpfend mit Spielsteinen um sich, so dass ich häufig nahe daran bin, das Spiel abzubrechen. Ironischerweise gewinnt sie die Spiele dann meist noch. Gottseidank.
Irgendwann habe ich sie mal gefragt, ob sie sich im Kindergarten auch so benehmen würde. Ihre empörte Antwort war: „Nein, natürlich nicht. Das ist doch peinlich“
„Aha. Aber in der Familie kann man die Wutz rauslassen?“
„Das ist doch was ganz anderes.“
Schon klar.

Fritz‘ sonniges Gemüt ist ja sehr schön, aber manchmal kann es mich auch wahnsinnig machen. Wenn ich ihm zum Beispiel beim Badmintonspielen zusehe und er gegen einen Gegner verliert, dem er technisch weit überlegen ist. Da kann es nämlich passieren, dass er zwischendurch den Schläger zum Lichtschwert umwidmet und wild in der Luft umherwirbelt. Leider vergisst er dann, den Schlag seines Gegenübers anzunehmen.
In solchen Situationen wäre ein wenig Ehrgeiz doch angebracht. Mein Mann hat ihn mal gefragt, ob es ihm eigentlich egal wäre, ob er gewinnt. Die Antwort war kurz: „Ja.“

Ganz egal ist es ihm aber doch nicht. Gegen seine Schwester gewinnt er nur selten im Badminton (und nicht nur da). Erstens kämpft diese verbissen und macht die fehlende Technik durch große Laufbereitschaft wett und zweitens kann Fritz es nicht ertragen, wenn seine Schwester auf der anderen Feldseite heult. Dann bekommt er Mitleid und versucht, sie durch Kaspereien wieder aufzumuntern und zack – Konzentration weg und Spiel verloren.
Diesem Mangel an Ehrgeiz, gepaart mit großer Mitleidsbereitschaft steht dann aber merkwürdigerweise wieder ein überbordendes Selbstbewusstsein gegenüber, das bisweilen die Grenzen zur Arroganz überschreitet. Bei einem Badmintonturnier hatte er einen Lauf und als er zum nächsten Spiel aufgerufen wurde, stand er mit den Worten auf: „So. Mal sehen, gegen wen ich jetzt gewinne.“
Ein Männlein ein Wort. Hat er dann auch getan.

Lina weiß auch, was sie kann, lässt es aber im Gegensatz zu ihrem Bruder nicht so raushängen.
Bei einem Entwicklungsgespräch im Kinderhort erwähnte ich einmal, dass Lina ja so große Probleme damit hätte, zu verlieren. Der Erzieherin war das noch gar nicht aufgefallen. Es stellte sich dann aber heraus, dass Lina in der Betreuung keine Glücksspiele spielt, sondern nur solche Spiele auswählt, die sie auch gewinnt. Dahingehend sucht sie sich dann auch die Mitspieler aus.
Man muss ja nicht gleich schummeln um zu gewinnen. Es reicht manchmal schon, wenn man das Spiel oder die Spielregeln bestimmt.

Mein Senf dazu

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