Wer hier schon länger mit liest weiß, dass es für mich und andere Familienblogger im Mai einen zusätzlichen Feiertag gibt: Blogfamilia.
Diese Familienbloggerkonferenz ist an diesem Samstag. Und weil es von Wiesbaden ein Weilchen dauert, um bis nach Berlin zu kommen, bin ich am Vortag schon nach Leipzig gereist. Von da ist es nämlich nur ein gutes Stündchen bis nach Berlin.
Da Leipzig wunderschön ist, gibt es diesmal also noch einen Bonustag mit Leipzig-Impressionen.„Sehr hohe Auslastung, wir empfehlen eine Reservierung“, schreibt die Bahn in der App und da ich keine Lust habe, fast vier Stunden im Zug zu stehen, folge ich brav der Aufforderung und reserviere unnötiger Weise einen Platz im Ruheabteil.
Ich falle wirklich immer wieder auf diesen Bahn-Trick herein! Also auf beide, den mit der unbedingt nötigen Reservierung und den mit dem Ruheabteil.
Hinter mir sitzt ein Junggesellen-Abschied, der sich später noch mit einer anderen lustigen Männerreisetruppe verbündet.
In Fulda steigt dann noch eine mittelalte Frauen-Kegelgruppe dazu, die aus Versehen im falschen Zugteil gelandet sind. Weil noch so viel Platz ist, bleiben sie aber einfach hier im Ruheabteil und gönnen sich erst mal eine Runde Pfeffis und die Mrs Robinsons nehmen gleich Kontakt mit den Junggesellenabschiedsjünglingen auf.
Irgendwann steckt ihnen jemand, dass sie im Ruheabteil gelandet sind, woraufhin sie unfassbar laut flüstern. Ich weiß nicht, was schlimmer ist – unabsichtlich laut oder absichtlich leise.
Egal, ich setzte mir einfach die fleischwurstfarbenen Kopfhörer auf, die mir der Lieblingsmann für genau diese Fälle geschenkt hat.
In Leipzig laufe ich mir in der Innenstadt die Füße platt, stehe mir den Rücken krumm im Museum für bildende Künste und warte geduldig mit den anderen Rentnern in der Schlange für die Motette in der Thomaskirche.
Mir tut alles weh, ich bin hungrig und durstig, aber total glücklich, weil hier alles so schön ist und ich in Kultur machen kann, ohne dass einer meckert oder jammert.

Das ist kein Bild aus dem Museum, das Fahrrad hängt im Hotel an der Wand.

Alte Börse in Leipzig.
Im Museum der Bildenden Künste treffe ich ein paar alte Bekannte und freue mich.
Hier eine Studie zu „Die Netzflickerinnen“ von Max Liebermann.
Das fertige Bild hatte ich letztes Jahr in Hamburg in der Kunsthalle gesehen.
Und die zwei Mädels von Wilhelm von Scharnow hängen ebenfalls in Wiesbaden, allerdings in etwas jünger und natürlich in einem anderen Bild.
Für die Yoko-Ono-Ausstellung gibt es eine mehrseitige Bedienungsanleitung.

In den Stahlhelmen sind Puzzelteile, die zusammengesetzt einen blauen Himmel ergeben. Man soll sich eines mitnehmen.

Das sind Porzellanscherben, die von Ausstellungsbesuchern neu zusammen gesetzt wurden.

Warteschlange vor der Thomaskirche. Die ging einmal um den ganzen Platz.

Sitzplatz with a View. Auf die Säule. Aber hören kann man die Sängerknäblein auch von diesem Platz gut.
Weil mein Zug nach Berlin schon um zwanzig nach acht losfährt, verzichte ich auf Frühstück und winke noch mal Leipzig. Eine wunderschöne Stadt und es gibt noch viel mehr zu entdecken als das, was ich an einem Nachmittag und Abend geschafft habe.
Aber ohne Kaffee, ohne mich.
Am Bahnhof bestelle ich einen Kaffee bei einem Bäckerladen und reiche dafür meinen Iso-Becher über die Theke. „Kann ich den in meinem Becher bekommen?“
„Ja“, antwortet die Brötchenverkäuferin und dreht sich um.
„Sie müssen den Becher schon mitnehmen“, rufe ich ihr hinterher.
„Ja“, antwortet die Frau und kommt mit einem Kaffee im Mehrwegbecher wieder, den sie dann in meinen mitgebrachten Becher kippt.
„Ihr Becher passt nicht unter die Maschine.“
Ja, es gibt diese Momente, da denke auch ich: „Wir sind alle verloren.“
Immerhin werden die Heckscheiben des Zugs vor der Abfahrt noch mal geputzt.
Ich hatte am Donnerstag schon mal in der Wetter-App nachgeschaut und gesehen, dass der einzig schöne Tag in der nächsten Woche der Blogfamilia-Samstag sein würde.
Und dem ist auch so.

Keine Blogfamilia ohne Luftballons!
Nicht nur das Wetter ist herrlich. Die Workshops sind interessant und lehrreich (habe ich mir sagen lassen, ich selbst habe die Hälfte geschwänzt und dafür geschwatzt), die Bloggerkolleginnen (im Folgenden sind die Kollegen natürlich immer mitgemeint) herzlich und rund um einen nur strahlende Gesichter. So schön!
Auch wenn ich diesmal so gut wie niemanden neu kennen lerne, irgendwie ist diesmal dafür keine Kapazität da.
Ansonsten gibt es mit Sebastian Fitzek einen wunderbaren Keynotespeaker und Nicole Staudinger rockt mal wieder die Bühne und bringt den Saal zum Singen.
Weil die Blogfamilia 5. Geburtstag feiert und jetzt ein Vorschulkind ist, gibt es am Nachmittag Torte.
Aus Versehen stelle ich mich an der falschen Seite der Schlange an und komme so als eine der Ersten an ein Stück. Mhhhm!
Der diesjährige Blogfamilia-Award geht an x-mal anders sein, meine Twittergöttin Sassi von liniert-kariert und the one and only Juramama Nina, mit der ich wie immer eine heimliche Zigarette rauche. Upps.
Alle drei Blogs sind ganz unterschiedlich und ich freue mich sehr, dass sie gewonnen haben.
Da ich am gleichen Abend nach Hause fahre, muss die Partybase diesmal ohne mich die Aftershow-Party feiern. Scheint geklappt zu haben.
„Kannst Du mit mir am Wochenende Mathe üben?“, hatte mich die Tochter am Mittwoch gefragt.
„Klar“, habe ich geantwortet und mich dann den Rest des Abends und der Nacht damit beschäftigt, mir lineare Funktionen wieder drauf zu schaffen.
Zum Glück habe ich ein Sofatutor-Abo, damit ging das ganz gut.
Weil auch eine Lateinarbeit ansteht, wird neben Mathe gleich noch ein wenig Latein gemacht, da muss ich mich glücklicher Weise nicht drauf vorbereiten, das kriege ich so hin. Vielleicht hätte ich doch Lateinlehrerin werden sollen.
Dann müsste ich mich allerdings mit so Typen wie meinem Sohn rumschlagen, darauf hätte ich wiederum keine Lust.
Der Sohn schreibt übrigens auch noch Mathe und Latein, mit dem übt aber der Opa.
Das macht dem Spaß.
„Weißt Du, beim Opa muss man nur ein bisschen warten, dann sagt der einem die Lösung und man kriegt am Ende noch Geld geschenkt“, hatte mir der Sohn neulich verraten, warum er gerne mit seinem Opa für die Schule lernt. „Du bist immer so streng.“
Wissta Bescheid!
Aber vor dem Lernen wird gefrühstückt. Und zwar am von den Kindern freiwillig und aus eigenem Antrieb gedeckten Frühstückstisch!
Dazu gibt es die von mir mitgebrachte Hippster-Limo, Geschmacksrichtung „Tannenwald“ und „Estragon-Ingwer“. Ich sach nur „Biobrause“ – Känguru-Fans wissen, was gemeint ist.
Der Sohn sucht sich aus dem Blogfamilia-Geburtstags-Tütchen noch die Sahnestückchen heraus und ich weiß jetzt nicht, ob ich mir Gedanken machen soll, ob ich Oma werde. Aber egal – das Kind liest!
Der Rest vom Sonntag ist eher unspektakulär, aber dafür gab es ja den Leipzigtag obendrauf.
So, jetzt dauert es wieder ein Jahr bis zur nächsten Blogfamilia.
So lange lese ich mal, auf welcher Blogfamilia andere Blogger so waren. Hier werden nämlich alle Beiträge dazu gesammelt.
Und Bilder in Wochenenden gibt es bei Große Köpfe.
Ich sehe schon, das wird nicht langweilig.
Und für alle, die jetzt auch nach Leipzig wollen, hier noch ein paar Links zu meinem Programm, wie üblich ohne Auftrag und Bezahlung, reine Service-Leistung für Euch:
Facts & Figures
Unterkunft: Motel One Leipzig Post. Zentral gelegen, 10 Minuten zu Fuß zum Bahnhof, in fünf Minuten ist man in der Innenstadt, schöne Skybar, faire Preise.
Museum: Museum der bildenden Künste. Umfangreiche Dauerausstellung, empfehlenswerte aktuelle Ausstellung Yoko Ono Peace is Power, Tagesticket für Erwachsene 10 Euro
Motette in der Thomaskirche: Gottesdienst mit musikalischer Begleitung durch Thomaner-Chor und Mitglieder des Gewandhausorchesters, freitags 18 Uhr und samstags 15 Uhr. Eintritt 2 Euro, freie Platzwahl, gegebenenfalls aber hoher Andrang.
Blogfamilia: Elternbloggerkonferenz in Berlin. Jetzt neu mit Ablegern #blogfamiliär.
Ehrenamtlich organisiert von Laura von Heute ist Musik, Lisa von Stadt Land Mama, Christian vom Familienbetrieb, Henrike von Nieselpriem, Janni, Thomas und Thomas von Ich bin dein Vater, Alu und Konsti von Große Köpfe.
Finanziert mit Hilfe jeder Menge toller Sponsoren, die hier nachgelesen werden können.