WiB 14./15. März: Familienleben in Zeiten der Corona-Krise


Tempora mutantur, nosque mutamur in illis – Die Zeiten ändern sich und wir ändern uns in ihnen. Und zwar gerade in einem schwindelerregenden Tempo, wie mir scheint.

Ab nächster Woche haben die Kinder Corona-Ferien, was sie sehr feiern. Ich überlege mir hingegen, was die Kinder in der Zeit grundlegend schulisch aufholen können. Ich zweifle ein wenig daran, dass die Lehrer den Kindern ausreichend oder überhaupt irgendwelche Aufgaben zur Verfügung stellen. Sehr lachen musste ich über eine Frage bei Instagram, wie bei uns die Kinder remote lernen werden. Äh? „Was ist ein Computer?“ ist bei unserer Schule eher die Frage. Oder „Wo muss man denn beim Beamer die Overhead-Folie auflegen?“. Mit ca. 30 % der Lehrer meiner Kinder kann ich per E-Mail (oder Telefon) Kontakt aufnehmen, die Anmeldung zum Elternsprechtag erfolgt per Laufzettel, immerhin gibt es den Vertretungsplan online. Zwar mit einer Technik aus dem letzten Jahrtausend, aber besser als nichts.
Immerhin die Powi-Lehrerin hat schon am Freitag vorsorglich Arbeitsaufträge für die nächsten Wochen verteilt und der Deutschlehrer meinte: „Ihr könnt ja einfach mal das Deusch-Arbeitsheft durcharbeiten und das Buch zu Ende lesen“.

Aber eigentlich wollte ich ja kein Schulbashing betreiben, sondern von meinem Wochenende erzählen.

Noch so ein Thema: Hamstern.
Jetzt ist es also auch beim Lieblingsmann soweit: als ich rausgehe, um eine Runde zu joggen, falle ich fast über die vier Kisten Wasser, die dort vor der Tür abgestellt wurden. Der alte Prepper!

Aber eigentlich hat er sie nur gekauft, weil endlich mal unsere Sorte da war. Die meiste Zeit trinken wir nämlich eh Leitungswasser.

wasserkaesten-auf-vorrat

Die Natur lässt sich von der ganzen Corona-Panik nicht anstecken und macht fleißig einen auf Frühling. Letzte Woche war es hier noch nicht so lila.

blaue-blumen-im-park

So sieht das übrigens bei uns aus, wenn alle Wäsche weggewaschen ist. Dann kommt nämlich immer eins der Kinder und räumt sein Zimmer auf, was ein Synonym ist für „Einmal alles, was auf dem Boden liegt, vor die Waschmaschine schmeißen“.

leere-waesche

Ich halte fest: Bei uns ist doch nicht leer gewaschen. Aber im Supermarkt sind dafür die Regale leer gefegt. Krass. Die Nudeln, die noch da sind, sind Special Interest (aus Linsen, Erbsen oder Vollkorn).

leeres-nudelregal

keine-konservendosen

wenige-konservendosen

Wenn wir schon daheim bleiben müssen, dann können wir es uns ja auch gemütlich machen. Und zu gemütlich gehört auf jeden Fall der Duft von frisch gebackenem Kuchen im Haus. Das finden die Kinder nach kurzer Überredung auch und backen gemeinsam einen Käsekuchen.

leckerer-kaesekuchen

Da man ja nicht nur lernen und Haushalt machen kann, spielen wir zwischendurch ein, zwei Runden Kniffel. Der Sohn startet gleich mit einem Kniffel und liefert auch ansonsten eine fast perfekte Runde ab. Meine Runde ist so, naja, reden wir nicht drüber. Ach und überhaupt ist Kniffel echt ein Sch…-Spiel. Wenn man verliert.

legendaere-kniffelrunde

Abends mache ich etwas Unerhörtes: Ich treffe mich mit Freundinnen.
Es wird ein sehr lustiger Abend und wir desinfizieren uns gewissenhaft von innen. Mit Gin und Grauburgunder. So wichtig!

abend-mit-quiche-und-wein

Weil inzwischen alle Sportevents und Trainings sämtlicher Familienmitglieder abgesagt wurden, nutzen wir die positive Seite der Entschleunigungszwangsanordnung und frühstücken alle miteinander. Es sind nämlich mal alle da.

sonntagsfruehstueck-maerz2020

Anschließend wird gearbeitet. Ich probiere lustig Videokonferenztools aus, ein Kind arbeitet am Reli-Referat und pflanzt seine Bohnen für die Bio-Aufgabe ein, das andere ruht sich aus. Muss ja auch einer machen.

Der Lieblingsmann putzt derweil alle Fenster, damit wir wenigstens raus gucken können, wenn wir schon nicht raus gehen.

saubere-fenster

gekeimte-feuerbohnen

eingepflanzte-feuerbohnen

Letzte Woche habe ich um diese Zeit noch mein Kleid gekürzt, das ich zum Abschlussball der Tochter anziehen wollte, aber der wurde mittlerweile verschoben. Blöderweise auf einen Termin, wo wir schon auf einer Hochzeit eingeladen sind. Das Kind hat irgendwie kein Glück mit den Abendveranstaltungsterminen der Tanzschule. Neulich stand sie 1,5 Stunden im Regen in der Schlange für die DanceNight, um dann weggeschickt zu werden „Ist voll“.
Jetzt also erst mal kein Ball. Und der Tanzkurs wurde auch ausgesetzt.
Dann müssen wir aber heute auch nicht das Kleid kürzen. Hat alles sein Gutes.

ballkleid-grau

Ich bin heilfroh, dass die Corona-Krise so richtig erst nach meinem Madrip (Neue Wortkreation, Zusammensetzung aus Madrid + Trip, super, oder?) begonnen hat. Der war nämlich wirklich richtig super.
Darum fällt mir das nächste Todo nicht ganz so schwer, wie es sollte.
Eigentlich wollten wir nämlich über Ostern nach Florenz fahren. Tja. Schade Schokolade. Gestern konnten wir aber immerhin schon unsere Zugtickets zurückgeben und heute storniere ich schweren Herzens die Wohnung bei AirBnB.

reisestorno

Immerhin ist das Wetter draußen herrlich. Der Lieblingsmann wirft sein Motorrad an, das er letztens nach bald zwanzig Jahren Stehzeit wieder für teuer Geld hat flott machen lassen, und fährt ein wenig durch die Gegend. Einfach so. Und natürlich weil er den Großeltern ein Stück vom Käsekuchen vorbeibringen will. Die besuchen wir nämlich vernünftiger Weise mal nicht.

motorrad-im-fruehling

Was allerdings egal ist, weil der Opa schon angekündigt hat, dass er dann ja täglich vorbeikommen könne, um die Kinder zu unterrichten, er habe ja jetzt Zeit, da seine Kurse auch alle ausfielen.
Einmal Lehrer, immer Lehrer.
Wer jetzt meint, dass das doch viel zu gefährlich sei, schließlich wäre der Gute ja schon Mitte siebzig, dem sei gesagt, dass ich persönlich glaube, dass eher meine Mutter als irgendein dahergelaufenes Virus ihm den Garaus macht, wenn die beiden den ganzen Tag aufeinander hocken.

So, mal schauen, was uns die nächste Woche so Neues bringt, ich werde erst mal weiterhin zur Arbeit fahren und nicht ins Home-Office wandern, bisher wurde mein Ukulele-Kurs noch nicht abgesagt und wir haben ausreichend Klopapier im Haus. Und natürlich Wasser.

Ich schau mal, wie Corona in anderen Blogs so wütet, wie immer bei Große Köpfe.

Wie sieht es bei Euch aus? Wie hat Covid-19 Euer Leben bisher verändert?

 

Ein Gedanke zu „WiB 14./15. März: Familienleben in Zeiten der Corona-Krise

  1. Franziska

    Bonjour, Madame!

    Hier scheint die Sonne, und seit gestern(!) haben Edeka und netto in meinem Viertel auch tatsächlich sowas wie Hustenschutz (beide)…Handschutz (netto)…
    Mal eine Frage, hat das bei euch auch so lange gedauert, oder ist das Bonn spezial?!
    Ich werde seit Tagen wie ein Alien wegen meiner Einweghandschuhe angeschaut. Mundschutz? Genau EINE! Und ich dann als „Übervorsichtige“ mit Nitrildingern an den Pfoten.
    Toilettenpapier ist hier übrigens nicht wegen Produktionsschwäche Mangelware, sondern dank der „lieben“ Arschlochkinder, die mal eben 4-7 Stapel gekauft haben. Looser wie ich haben natürlich auf den rationalen Ductus gehofft. (MEIN Fehler! Glasklar!) Seit gestern schneide ich also mit der Haushaltsschere Küchentücher zum Abwischen zu. In die angrenzenden Viertel reise ich nicht, um im Falle des Falles nicht als Super Spreader unterwegs zu sein. (Die Labore sind überlastet, die Uniklink Bonn schwadroniert dafür, wie toll sie doch eingestellt seien. Ich lach im Sommer darüber! Würde mich nämlich gerne testen lassen, um einem Hilfebedürftigen helfen zu können.) Ach ja, und meine „MIT“bewohnerinnen, die streuen mit Freude. Putzen aber dafür nicht so gerne.
    Bis auf ein wenig Gemüse-Käse-Einkauf (und Toilettenpapierjagd), gehe ich nicht mehr raus.

    Ich habe mich übrigens geschämt, als Deine Antwort neulich kam. Dieses Jahr gibt es eine Laufliste, wem ich Neujahrsgrüße geschickt habe. Irgendwann war der Überblick weg.

    Liebe Grüße und gesund bleiben, hörst Du? Damit wir wieder Mitlachen können. (Ganz uneigennützig. *leise schmunzel*)

    Franziska

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    Antwort

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