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Deutschland gegen Japan

Man könnte eine Stecknadel fallen hören in dem Moment, in dem der Aufschlagende seinen Schläger hebt und den Ball in die Luft wirft. Gespannte Stille liegt in der Luft der Halle in Rio de Janeiro und man hört nichts außer der Stimme des Berichterstatters, der mit sonorer Kommentatorenstimme spricht, permanent Banalitäten von sich gibt und erst in dem Moment, in dem es spannend wird, die Lautstärke anhebt und die Stimmbänder Purzelbäume schlagen lässt, so dass sich das Gefühl der absoluten Spannung auf die Zuschauer vor den Fernsehgeräten überträgt.

Der Aufschlag landet im Netz.

„Zweiter Aufschlag für Japan.“

„Wir spielen Tischtennis und nicht Tennis.“

„Zweiter Aufschlag für Japan. Jung-Wang Jin wirft den Ball in die Luft uuund …“

Unbeirrt von dem Einwand des deutschen Spielers verwandelt diesmal der Japaner seinen Aufschlag in einen Punkt, indem er den Return des Deutschen souverän mit einem Schmetterschlag kontert.

„Wind! Wiederholung.“

Die Verhältnisse in der Halle in Rio sind wirklich widrig.

„Bei mir gab es bei Wind keine Wiederholung.“

Schon wieder wird der Einwurf der deutschen Mannschaft ignoriert.

„Es sieht nicht gut aus für Deutschland. Ein weiterer Punkt für Japan!“

Die Becker-Faust zeigt dem Deutschen klar, wo der Frosch die Locken hat und wer hier auf der Siegerstraße ist.

„Ein überragender Topspin des japanischen Spielers, der den Deutschen ganz schön alt aussehen läßt.“

Sowohl der Japaner, als auch der Kommentator scheinen sich gegen den deutschen Spieler verschworen zu haben. Was allerdings nicht weiter verwunderlich ist, da es sich um ein und dieselbe Person handelt.

„Matchball für Jing-Wang Chang. Wenn er den verwandelt, dann zieht er ins olympische Finale ein. Was für eine Sen-sa-tion!“

„Hießt Du vorhin nicht noch anders? Und überhaupt klingt der Name eher chinesisch als japanisch.“

„Chinesischer Einwanderer. Wiederholung! Ich war noch nicht bereit.“

„Aber Du hast den Aufschlag gemacht!?!“

Einen kurzen Moment scheint der japanische Kommentator verwirrt.

„Ich meine ja auch, dass Du noch nicht bereit warst. Du hast Dich da gerade am Ohr gekratzt.“

Zwei Matchbälle später endlich der erlösende Moment: Usain-Bolt-gleich reckt der japanische Sieger seine Hand in die Höhe, um danach seine Arme zu küssen und mit angewinkelten Ellenbogen die Fäuste zu ballen.

„So, Mama, und jetzt spielen wir noch die Bälle aus, die ich geschummelt habe“, grinst mich mein Sohn schelmisch an.

Ich glaube, ich werde sehr viel Spaß haben, wenn Fritz gegen seine Schwester spielt. Aber vielleicht habe ich danach auch nur noch ein Kind.

Stadt, Land, Fluss

„Stadt mit V?“
„Volpe.“
„Wasn das fürn Quatsch? Die hast Du Dir doch gerade ausgedacht.“
„Nein gar nicht. Da bin ich schon mal durchgefahren.“
„Hmm. Es klingt schon nach etwas, das es im Sauerland geben könnte. Aber wir fragen mal das große Internet-Orakel.“
Natürlich gibt es Volpe nicht. Genauso wenig übrigens wie das Land Volta. Und Obervolta heißt inzwischen Burkina Faso, Guadeloupe schreibt man ganz bestimmt nicht mit Q und nein, auch Ceylon lasse ich nicht gelten. Höchstens bei Teesorten, aber die haben wir diesmal nicht im Programm. Dafür gibt es die Kategorie „Beruf“.
Es ist schon erstaunlich, womit man alles sein Geld verdienen kann. Vor allem das Züchten von Tieren und Anbauen von Obst ist sehr vielfältig. Den Erdbeerbauern haben wir gelten gelassen, aber der Quallenzüchter war doch etwas weit hergeholt. Auch nicht ins Team geschafft hat es leider der Untierzüchter. Dabei gefällt mir die Vorstellung sehr gut. Manchmal fühle ich mich auch, als würde ich Untiere großziehen. Und wenn Taschendieb als Beruf durchgeht … Weiterlesen