Ein dreifach donnerndes…


Helau!

Wenn wir eins nicht sind, dann Fassenachter. Wir besuchen zwar den Faschingsumzug und setzen dafür auch mal ein Hütchen auf, aber nur, um den Süßkram abzugreifen, den wir dann kurz vor Ostern oder allerspätestens im Sommer ungegessen wegwerfen. Das sind aber auch immer olle Kamellen, die man da angedreht bekommt: Das Popcorn ist eher Pappcorn, die Lutscher und Bonbons sind zerbröselt und ich weiß nicht, welche Sorte diese graue Schokolade sein soll. Daneben gibt es noch Koch- und Rätselzeitschriften von deutlich vor der Jahrtausendwende, Werbeflyer für Erotik-Shops  und Plastikschnickschnack, den man am besten gleich für den Müllwagen am Zug-Ende liegen lässt. Mein Highlight der letzten Jahre ist ein neonfarbener Brustbeutel, auf dem Mareike steht. Bei uns heißt aber niemand auch nur annähernd so. Ich habe schon ein paar Mal versucht, ihn zu entsorgen, aber irgendwer in meiner Familie fischt ihn immer wieder aus dem Müll.

Nein. Fastnacht und Verkleiden ist nicht so unser Ding.

Fritz hat zwar Kostüme diverser Star-Wars-Helden und Antihelden in seinem Schrank hängen und trägt sie privat auch sehr gerne. Sich damit in der Öffentlichkeit blicken lassen, möchte er hingegen nicht. Ich weiß allerdings nicht, ob er wirklich noch stärker auf der Straße auffallen würde, wenn er zu seinen Laserschwertkampfposen, mit denen er sich geschmeidig vorwärts bewegt, auch noch ein Kostüm tragen würde. Aber wenn ich mich bei uns im Viertel auf der Straße so umschaue, dann ist Fritz tatsächlich nicht der merkwürdigste und auffälligste. Als er einmal, da war er um die fünf, im Indianerkostüm im Sommer auf einem viel zu kleinen Fahrrädchen die Straße langeradelt ist und dabei laut „Das rote Pferd“ geschmettert hat, hat sich tatsächlich niemand verwundert umgeschaut. Er sah aus wie ein dressierter und verkleideter Zirkusaffe. Als ich mich dann umgeblickt habe, habe ich eine Idee bekommen, warum dem so ist. Gerade im Sommer sieht man doch einiges, das besser im Verborgenen bleiben sollte. Da hilft dann oft nur noch ignorieren.

Bei der letzten Faschingsparty in Hort und Schule war Fritz jedenfalls das einzige Kind ohne Verkleidung. Ich habe sein Kostüm vorsichtshalber in den Ranzen gepackt, falls er es sich doch anders überlegt, aber da blieb es dann für den Rest des Tages. Das hat mich etwas geärgert, hatte ich ihm doch vorher für 49 Euro ein Darth-Maul-Kostüm gekauft. Mit Doppellichtschwert in Rot.
Dass er sein kuschlig warmes Schneemann-Kostüm nicht anziehen wollte, kann ich verstehen, das ist auch eher für die Straßenfastnacht bei Minusgraden geeignet. Dem gegenüber steht dann allerdings, dass er eben dieses Schneemann-Kostüm bei Temperaturen ab 30° Grad plus auspackt und begeistert trägt.

Aber Fritz hat halt seine Prinzipien, er trägt ja auch keine Unterhemden oder Sandalen. Auf die Frage, warum eigentlich nicht, bekommt man die Antwort:

„Das ist bei Fritzen nicht üblich.“

Außer meinem Sohn kenne ich keine anderen Fritzen und konnte diese Aussage bislang noch nicht überprüfen.

Manchmal spiele ich mit den Kindern zuhause „Shopping Queen“. Aber das ist ja nicht wirklich verkleiden. Wir überlegen uns ein Motto, z.B. „Rockstar – bring‘ die Mädels zum Kreischen“ oder „Prinzessin für einen Tag“ und unsere Kleiderschränke werden dann zu trendigen Boutiquen. Fritz gibt dabei gerne den „Mode-Kretsch“, sein Name für Guido Maria Kretschmer, und kommentiert unsere Shopping-Bemühungen. Er hat auch schon angeboten, mich zu begleiten, falls ich mal bei der richtigen „Shopping Queen“ mitmachen möchte. Er würde dann von den fünfhundert Ocken, die man da zur Verfügung hat, erst einmal den Lego-Todesstern kaufen, dann hätte ich noch 70 Euro für mein Outfit übrig, das würde vollkommen reichen. Rechnen kann er ja.

Völlig unverkleidet sind wir dann in der letzten Karnevals-Saison beim Umschalten bei „Mainz bleibt Mainz – wie es singt und lacht“ hängen geblieben. In schönster Matador-Montur lachte uns da unser Oberbürgermeister aus dem Fernseher entgegen. Fritz saß kopfschüttelnd vor dem Fernseher und sagte nur fassungslos:

„Mama. Hast Du das gesehen? Die ganzen Leute da im Publikum. Das sind doch erwachsene Leute. Warum machen die sowas?“

Als Wiesbadenerin hätte ich gehässig antworten können: „Weil es Mainzer sind“. Ich habe aber auch keine Antwort gewusst.
Ich würde ja gerne mal die Kommentare vom Mode-Kretsch dazu hören.

Mein Senf dazu

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