Wir ham die Haare schön


friseurbesuchNeulich waren wir beim Friseur. Auf die Frage, was mit Fritz‘ Haaren passieren soll, antwortete ich dem Friseur: „Kann man da so was machen, was die jungen Kerle so tragen im Moment? An den Seiten kurz und oben so ne kleine Tolle?“
„Ah, Undercut. Ja das geht.“
Zumindest habe ich das verstanden. Der Friseur ist nicht so leicht zu verstehen, er nuschelt. Zu meinem Sohn gewandt, sagte er: „Fritz– Marco Reus?“
Als Antwort gab es ein zustimmendes Nicken. Ebenso bei der Frage am Ende, ob er noch Gel in die Haare haben wolle. Männer brauchen halt einfach nicht so viele Worte.
Zum Friseur geht Fritz irgendwie immer gerne. Sonst kann er keine fünf Minuten still sitzen oder den Mund halten, aber beim Friseur ist er sogar schon mal beim Haareschneiden eingeschlafen. Da war er aber auch noch nicht mal drei Jahre alt.
Fritz war jedenfalls sehr stolz auf seine „Marco-Reus-Friese“. Da hat es ihn nicht mal gestört, dass die Hälfte seiner Freunde die Haare momentan auch so trägt. Man könnte fast meinen, man wäre in Nord-Korea, wo alle die gleiche Frisur haben wie der geliebte Führer.
Die ersten Tage nach dem Friseurbesuch stand mein Sohn morgens mit seinem Fußball-Heftchen, auf dem besagter Dortmund-Spieler abgebildet war, vor dem Spiegel und hat versucht, seine Haare genauso zu stylen. Dafür hat er länger gebraucht als seine Schwester mit ihren langen Haaren. Allerdings tut die morgens auch immer nur so, als ob sie ihre Haare bürstet. Zumindest sieht es hinterher so aus.
Was ihre Haare angeht, ist Lina sehr eigen. Deutlich weniger experimentierfreudig als ihr Bruder. Es dauert Wochen, um mein Rapunzelchen auf einen Barbier-Besuch vorzubereiten und es fehlt noch, dass sie das Versprechen schriftlich haben möchte, dass „nur die Spitzen“ geschnitten werden.
Einmal habe ich hinter ihrem Rücken mit dem Friseur abgemacht, dass er ihr einen praktischen Bob mit Pony schneidet. Ich fand das sehr hübsch und das ist jetzt fünf Jahre her, aber Lina misstraut mir immer noch.
Ich selbst habe noch nie versucht, meinen Kindern die Haare zu schneiden. Ich will schließlich nicht gefragt werden, was der Friseur meiner Kinder beruflich so macht. Außerdem habe ich ein paar abschreckende Beispiele im Bekanntenkreis. Allerdings wurde mir eine solche Eigenmächtigkeit schon mal unterstellt. Bei Linas allererstem Friseurbesuch hat die Friseurin gefragt, ob ich meinem Kind den Pony geschnitten hätte. Es sah wirklich etwas schräg aus, allerdings hatte ich nichts damit zu tun. Vielmehr ist das Kind beim Kerzenausblasen an seinem ersten Geburtstag zu nah ans Feuer gekommen und hat sich Haare, Augenbrauen und Wimpern versengt. Es hat etwas verschmort gerochen, aber sonst ist nichts passiert.
Selber Friseur gespielt haben meine Kinder glücklicherweise noch nie. Doch halt, hier muss ich mich korrigieren. Fritz hat sich einmal selbst die Haare geschnitten. Da war er noch keine drei Jahre alt und hat die Bastelschere seiner Schwester in die Finger gekriegt. Bevor ich ihn gesehen habe, habe ich einen ganzen Haufen blonder Haare entdeckt und bin eigentlich davon ausgegangen, dass da jetzt riesige Löcher auf dem Kopf meines Kindes sein müssten, wenn überhaupt noch Haare übrig sind. Er hat es aber tatsächlich geschafft, sich selbst so in den Haaren herum zu schnippeln, dass man überhaupt nichts gesehen hat.
Vielleicht wäre Friseur ja auch ein Beruf für ihn. Meiner schneidet auch immer sehr dezent. Für mich ist der Unterschiede immer so groß wie der zwischen Nilpferd und Haflinger, aber mein Mann fragt regelmäßig wenn ich nach einem zweistündigen Friseurbesuch nach Hause komme: „Na, biste nicht drangekommen?“

Mein Senf dazu

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