Beim Frühstück frage ich die nette Dame, die mir immer den superleckeren Kaffee macht, ob wir wohl die leeren Marmeladengläschen mitnehmen dürfen, damit wir zuhause künftig stilvoll unseren Ketchup darin servieren können, wie wir es gestern beim Fischladen gelernt haben.
Leider scheint ihr englischer Wortschatz nur die Worte Tee und Kaffee zu umfassen. Ich versuche es mit Händen und Füßen und Zeigen, mit dem Erfolg, dass sie die sechs leeren Marmeladengläser (ja, richtig gelesen) von unserem Tisch nimmt und in den Mülleimer wirft.
In Pantomimisch habe ich wohl Nachhilfebedarf. Immerhin interpretiert sie meinen entsetzt enttäuschten Blick richtig und bringt uns zwanzig neue volle Gläschen, die wir mitnehmen sollen. Machen wir nicht, wir essen nur drei davon leer und nehmen die dann ruhigen Gewissens mit aufs Zimmer.
Heute steht eigentlich nur Shopping in der Oxford-Street auf meinem Programmplan und abends ein Theaterbesuch.
Wir beschließen aber, es vormittags schon mal bei Madame Tussaud’s zu versuchen, ein Sightseeingwunsch der Tochter. Sie möchte gerne in die Chamber of Horrors.
Wir fahren mit dem Bus bis zur Euston Station und steigen dort in ein Black Cab, ein Taxi, um – ein Sightseeingwunsch des Sohnes. In diesen Taxen sitzen alle Gäste hinten, es gibt dort fünf Plätze, man sitzt sich gegenüber und ist mit einer Glaswand vom Chauffeur getrennt. Die Deckenhöhe ist so hoch, dass man hier komfortabel sitzen kann, ohne den Zylinder abnehmen zu müssen. Sehr praktisch.
Bei Madame Tussauds kommen wir gleich mit den vor uns in der Schlange wartenden Indern in Kontakt. Wir unterhalten uns eine Weile sehr nett. Irgendwann teilt sich die Schlange in Tor 1 und Tor 2. Da ich keine Lust habe, den Zonk zu erwischen, frage ich einen Security-Guard, welchen Unterschied es zwischen den beiden Toren gibt. Dabei stelle ich fest, dass wir hier ohne Ticket komplett falsch sind und so finden wir uns kurze Zeit am Ende der Schlange für Tor 3 wieder.
Ich hatte keine Tickets für Madame Tussauds gebucht, da ich in meiner Planung noch nicht soweit war, mich auf einen bestimmten Tag festlegen zu können, als mir plötzlich und unerwartet ein 50%-Ermäßigungsticket für Madame Tussaud’s auf der Cornflakes-Packung entgegen lächelte. Der Nachteil führt uns in die zwei Stunden-Warteschlange, leider war diese Rabattaktion nämlich nicht mit einer Internet-Vorab-Priority-Buchung kombinierbar. Aber für 65 £ Ersparnis, kann man auch mal ein wenig bei schlechtem W-LAN warten, finde ich. Außerdem ist das auch etwas, was man in London gemacht haben sollte: „Queuing“.
Beim Warten sehen die Kinder ein Werbevideo für das Sea Life London und plötzlich landet noch eine Attraktion auf unserer Liste, die unbedingt besichtig werden will.
Die Wartezeit ist im Endeffekt nicht so lang, wie uns die Schilder zwischendurch Glauben machen lassen wollten, aber es ist unfassbar voll.
Was die Tochter, die eigentlich hier her wollte, wahnsinnig nervt, so dass sie schnell keine Lust mehr hat.
Der Sohn allerdings ist voll in seinem Element, schnappt sich die Kamera und fotografiert alle Figuren, die er kennt oder auch nicht, und lässt sich mit allen fotografieren.
Ich schaffe es, mich an den ganzen Indern in der Ausstellung vorbei zu boxen und ein Selfie mit Shah Rukh Khan zu ergattern. Tom Cruise ist einfacher, den können vermutlich nicht so viele leiden. Aber da er zwei Posterplätze in meinem Teenager-Zimmer belegt hatte, muss das jetzt einfach sein.
Der Mann lässt sich dafür zwischen Arnold Schwarzenegger und Bruce Willis ablichten.
Die Kinder sind ein bisschen enttäuscht, dass Trump bei den Politikern steht und nicht in der Chamber of Horrors. Merkwürdige Anordnung.
Das lässt sich aber leicht erklären: die Chamber of Horrors gibt es nämlich gar nicht mehr.
Zumindest nicht mehr bei Madame Tussauds. Wenn die Tochter ein paar Stunden alleine in ihrem Zimmer verbringt, dann könnte man dieses auch guten Gewissens als Chamber of Horrors bezeichnen.
Dafür gibt es im Wachsfigurenkabinett eine tolle Star-Wars-Ausstellung.

Der Lieblingsmann zusammen mit R2D2. Süß!
Jetzt haben wir aber wirklich Hunger. Der Lieblingsmann und ich holen uns was bei Itsu und die Kinder werden nebenan bei KFC fündig. Ein Hoch auf das Londoner Fastfood!
Dann gehen wir shoppen in der Oxford-Street. Die Tochter will zu H&M. Wie ausgefallen!
Da findet sie leider nichts. Der Sohn findet dafür freies W-LAN und ein paar Pokemon. Der Lieblingsmann und ich finden T-Shirts und eine kurze Hose bei Gap (ich verstehe gar nicht warum in der U-Bahn immer vor diesem Laden gewarnt wird …), die Tochter sündhaft teure Adidas-Turnschuhe, die für ihre Banauseneltern genau so aussehen wie die Nike-Sneaker, die sie schon hat nur mit Streifen (wenn man genau hinschaut).
Nur der Sohn möchte sein Urlaubsgeld für wichtigeres sparen, was ihn aber nicht davon abhält, jeden Fidget Spinner der ca. 300 ansässigen Fidget-Spinner-und-Firlefanz-Fachgeschäfte auszuprobieren. Obwohl die ja eigentlich schon längst out sind, wie er mir immer wieder versichert.
Die Verkäufer freuen sich jedes Mal, wenn er enthusiastisch angesprungen kommt, als wäre das der tollste Fidget Spinner, den er je gesehen hat, sind dann aber etwas genervt, wenn er nach zehn ausprobierten Spinnern, wieder abzieht, ohne einen mitzunehmen.
Eigentlich sehr clever von ihm. Er hat permanent einen Fidget Spinner in der Hand. Wenn er einen kaufen würde, dann bekäme er den eh kurze Zeit später wieder in der Schule abgenommen. Da liegen übrigens noch einige.
Einmal wäre er fast schwach geworden, aber 30 £ für einen Spinner in Goldener-Schnatz-Form war ihm dann doch zu teuer.
Zum Abendessen machen wir noch mal auf dem Camden Market halt. Venezuelanisches Streetfood für mich, ein Death-by-Cheese-Raclettbrot für den Lieblingsmann und Pizza für die Kinder. Lecker.
Für den Abend habe ich Theaterkarten besorgt. Wir gehen in „The Moustrap“ von Agatha Christie. Läuft seit 65 Jahren jeden Abend im St. Martin’s Theater.
Eigentlich wollte ich Karten für den Harry-Potter-Nachfolger „The Cursed Child“ besorgen, aber als ich im Januar auf die Webseite ging, stand da, dass es ab Februar wieder Karten ab April 2018 gibt. Da war ich wohl etwas spät in meiner Planung.
The Mousetrap ist ein Krimi auf Englisch und Untertitel gibt es keine. Gut, dass die Tochter seit zwei Jahren Latein lernt.
Aber die Kinder verstehen trotzdem sehr viel, was sie nicht verstehen, fragen sie mich und was ich nicht verstehe frage ich meine englische Sitznachbarin.
In der Pause meint die Tochter: „Das Stück ist irgendwie wie ein Miss-Marple-Film“ und ist ganz erstaunt, als ich ihr erkläre, dass das nicht verwunderlich wäre, da das Stück ja von der gleichen Autorin ist.
Beim Schlussapplaus erklärt uns einer der Schauspieler noch, dass der Erfolg des Theaterstückes darin liegt, dass niemand, der das Stück gesehen hat, verrät, wer der Täter ist und dass wir jetzt „Partner in Crime“ wären.
„Und Mama, wirst Du Dich daran halten?“, will der Sohn anschließend von mir wissen.
„Ich habe einen Blog, natürlich werde ich darüber schreiben“, lautet meine Antwort.
Wer es also wissen will: Der Mörder ist natürlich der Gärtner.
Es gibt gar keinen Gärtner im Stück? Dann habe ich wohl das Stück doch nicht richtig verstanden. Tut mir leid, dann müsst Ihr wohl alle selbst dort hingehen. Lohnt sich sehr, war am Ende für die Kinder eines der größten Highlights.
An der U-Bahnstation bei unserem Hotel werden wir von einem Regenguss überrascht. Natürlich dann, wenn wir das einzige Mal ohne Regenschirm unterwegs sind.
Morgen wird es hier seriös, dann schauen wir uns den Tower an und gucken, ob wir da noch irgendwo abgeschlagene Köpfe von abgelegten königlichen Ehefrauen finden.
Facts & Figures:
Taxi: Black Cab. Grundpreis 2,40 £, ansonsten Preise ähnlich wie in Deutschland. Fünf Personen passen rein.
Madame Tussauds: https://www.madametussauds.com/london/en/ Aktuell gibt es auf Kellogg’s-Packungen 50%-Rabatt-Gutscheine, die man allerdings nur an der Tageskasse verwenden kann. Dort kostet der Familieneintritt regulär 130 £.
Wenn man vorab im Internet bucht, ist es günstiger (106 £), dann muss man sich aber für eine feste Zeit entscheiden. Oder man zahlt noch mal deutlich mehr und kommt ohne zu warten rein.
Wir haben ca. 45 Minuten (im Schatten oder drin) gewartet.
Dauer des Besuchs: Ca. 1,5 bis 2 Stunden.
Nichts für Leute, die keine großen Menschenmassen leiden können.
Shopping: Oxford-Street und umliegende Straßen. Alle großen Ketten sind dort vertreten. Sehr voll und trubelig.
Theater: „The Mousetrap“ von Agatha Christie im St. Martin’s Theater https://www.the-mousetrap.co.uk/Online/. Es gibt ein bis zwei Vorstellungen pro Tag (15 und/oder 18 Uhr)
Karten ab 17,50 £. Ich hatte online gebucht und mit Kreditkarte bezahlt. Dann darauf achten, dass man die Kreditkarte dabei hat und persönlich zum Abholen kommt, sonst bekommt man die Karten nicht.
Es sollte aber auch möglich sein, spontan Karten an der Abendkasse zu kaufen.
Aufführungsdauer: 2 Stunden zwanzig inkl. Pause.
Was bisher geschah:
London – Part 2: Jede Menge Essen, Nussknacker und ein Haufen Scheiße
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Ich LIEBE das Foto mit R2D2 :))))
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Ja, schicker Kerl, ne? 😉
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