Wie auch schon im vergangenen Jahr verbringen wir die Osterfeiertage fast alle im Schwarzwald. Aber keine Angst, dieses Jahr wird es nicht so poetisch wie 2017.
Eher literarisch. Ich habe nämlich einen Haufen Bücher eingepackt. Immer habe ich die Angst, es könnte nicht reichen. Dabei schlafe ich doch immer nach ein paar Seiten ein. Deshalb bin ich bei Anna Karenina auch erst bei 2 Prozent.
Der Sohn hat jetzt einen Instagram-Account und postet dort gerne Tierbilder. Er hat bisher tolle Fotos von Enten und Schwänen präsentiert, hat aber jetzt ein wenig Angst um sein Wilde-Kerle-Image und schlägt vor, wir könnten doch in den Bärenpark fahren, dann hätte er auch mal ein Foto von einem gefährlichen Tier, das er auf Instagram stellen könnte.
Wir Eltern können unser Glück kaum fassen, dass eines unserer Kinder einen Ausflug in die Natur vorschlägt. Wir vergewissern uns kurz, dass noch nicht der erste April ist und ab geht es in den Bärenpark.
Weil wir schon mal unterwegs sind, ziehen wir das Touriprogramm durch und besichtigen noch die Wasserfälle in Triberg.
Wir sehen ungefähr drei Millionen Kuckucksuhren, dabei bestimmt fünfmal die größte Kuckucksuhr der Welt. Und ich dachte immer, die ist in Wiesbaden.

Nix Osterinseln. Aus Triberg kommen die. Und nur original mit Bollenhut.
Ich frag mich ja immer, wer diesen Tourikrempel eigentlich kauft.
Fast hätten wir die gute Stimmung riskiert, aber wir Eltern bemerken, wann es besser ist umzukehren und stattdessen einzukehren.
Schwarzwälder-Kirsch ist Pflicht.

Schwarzwälder-Kirsch in Hornberg. Niemand hat uns Salut geschossen. Das ging wohl wieder aus wie das Hornberger Schießen.
Der Samstag startet mit einem Skandal. Obwohl ich um halb neun beim Bäcker bin, schnappt mir der Mann vor mir in der Schlange die letzten beiden Laugenweckla vor der Nase weg. Und die isst der Lieblingsmann doch so gerne. Ich traue mich fast nicht nach Hause, auch wenn ich einen Osterkranz mitbringe.
Den Vormittag verbringe ich mit Vorlesen. Dem Sohn lese ich aus den Schildbürgern vor, dem Lieblingsmann aus dem Buch „Wie anstrengende Kinder zu großartigen Erwachsenen werden“. Ich glaube, hier haben wir eine Bedienungsanleitung für den Sohn gefunden, der in allem etwas mehr ist. Und eine für den Lieblingsmann.
Die Tochter möchte nichts vorgelesen bekommen.
Dann wird noch ein wenig gekniffelt. Irgendwas stimmt allerdings nicht mit den Würfeln, eine andere Erklärung, warum ich letzter werde, kann es nicht geben. Dafür werde ich noch beschuldigt geschummelt zu haben und der Sohn hat einen Kniffel. Geht’s noch?
Nach einem landestypischen Käsespätzle-Mittagessen fahren wir ins Schwimmbad.
Es gibt dort jetzt zwei neue Rutschen. Der Lieblingsmann ist glücklich.
Ich gehe in die Sauna, weil ich eigentlich noch gar nicht ins Schwimmbad darf.
Als ich in einen Aufguss hineingerate bin ich sehr verwirrt, dass einige der Besucher in der Sauna beim Aufguss Filzmützen tragen. Warum tun die das?
Ansonsten gibt es noch ein paar bemerkenswerte Gimmicks in diesem Schwimmbad.

Nobelpreisverdächtig
Zur besseren Vorbereitung auf das morgige Ostereiersuchen spielen wir verstecken.
Der Sohn findet zwar immer ganz gute Verstecke, ist aber nicht im geringsten in der Lage, sich darin still zu verhalten. Selbst wenn man noch weit weg ist, fängt er immer schon an zu lachen. Die Tochter muss ich nur auf ihrem Handy anrufen und dem Klingeln nachgehen. That is easy.
Ich stelle fest, dass meine Körperwahrnehmung und die Größe der von mir gewählten Verstecke wohl nicht ganz harmonieren. Irgendwie passe ich nirgendwo rein. Egal, die Kinder finden mich auch dann nicht, wenn ich mich mitten in den Gang stelle und mir die Augen zuhalte.
Der nächste Morgen ist Dreihighlight-Tag:
Ostern, Streichetag und vor allem frisches Datenvolumen.
Ich überlege kurz, ob es nicht ein astreiner Scherz wäre, die Kinder suchen zu lassen, ohne etwas zu verstecken. Fast kommt mir die Oma zuvor, die die Kinder schon suchen lässt, bevor jemand anderes als sie etwas versteckt hat. Mann, Mann, Mann.
Naja, die Geschenkeauswahl und -verteilung war wohl nicht ganz optimal, auf jeden Fall ist irgendwann ein Kind furchtbar beleidigt und liegt schmollend auf seinem Bett und ich darf die restlichen Geschenke alleine suchen.
Zum Mittagessen treffen wir einen weiteren Familienteil zum traditionellen Osteressen beim Chinesen in Baiersbronn, haben auf der Rückfahrt Pech und geraten in einen Stau, aber der Lieblingsmann hat dadurch Zeit, über eine Türöffner-App nachzudenken, da er ums Verrecken den Kindern keinen eigenen Schlüssel geben will. Zu Recht, wie ich finde. Zumindest die Tochter hätte ihn innerhalb von fünf Minuten verloren, in der Hoodietasche zum Waschen gelassen oder ihn mit Kaugummi oder Schokoresten inklusive Schloss verklebt.
Zuhause beginnt der Lieblingsmann sofort damit, die Tür für die Installation vorzubereiten. So isser. Dank dem anstrengende Kinder-Buch nenne ich das jetzt nicht mehr nervig, anstrengend und seinen-Kopf-durchsetzend sonder zielstrebig und ausdauernd. Am nächsten Morgen macht er nämlich so lange weiter, bis es funktioniert.
Am Montag klappern wir dann noch meinen Teil der Familie ab. Auch hier gibt es noch mal eine Runde Eier suchen, jede Menge sehr leckeres Essen und nette Menschen.
Die Kinder kommen nicht mit spazieren, wir haben aber auch schon genug Mühe, den Hund zu überreden, mehr als drei Schritte zu tun. Dabei machen wir das ja wegen dem. Ich kann aufs Klo gehen.
Morgens hatte ich noch schnell einen bretonischen Butterkuchen gebacken, den es jetzt zum Ostermontagsnachmittagskaffee gibt.
Und jetzt ist es höchste Zeit auszuruhen vom Wenigtun. Außerdem habe ich noch etwas Lesestoff übrig. Immerhin bin ich jetzt zu 20 Prozent mit Anna Karenina durch.
Andere Osterwochenenden gibt es wie üblich bei Geborgen Wachsen.
Hier unsere Ausflugsziele zum Nachmachen:
Alternativer Wolf- und Bärenpark Schwarzwald
Die besten Laugenweckla im Schwarzwald gibt es hier (wenn man früh genug kommt): Bäckerei Rupp
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