Klassisches Konzert? Boa, nee! Oder?


oder Dirigieren ist das neue Zumba

jugendkonzertFolgende Sportarten werden in unserer Familie mehr oder weniger regelmäßig betrieben: Badminton, Schwimmen, Fechten, Ballett, Cheerleading, Basketball, Fußball, Laufen. So weit, so gewöhnlich. Dann gibt es aber auch noch Ausreißer:
Fritz übt sich beinahe täglich im Laserschwertkampf. Er trainiert Jedi-Sprünge und Schwertschwungtechniken. Und wenn gerade mal kein Laserschwert zur Hand ist, macht er das auch mit einem Badmintonschläger oder einfach freihand.
Aber jetzt hat Fritz eine neue Sportart für sich entdeckt: er dirigiert. Das ist Ihnen neu, dass es sich bei Dirigieren um eine Sportart handelt? Mir war auch neu, dass ich mich jemals an der Carmen-Ouvertüre satthören könnte, aber so ist es. Und das kam so:

Ich hatte Lust, meine Familie mal wieder mit Kultur zu quälen und habe Karten für das klassische Jugendkonzert des örtlichen Theaters besorgt. Angekündigt waren Opernouvertüren.
Da saßen meine drei Süßen dann sonntagmorgens übelgelaunt und mürrisch neben mir und zwischen all den wohlerzogenen, adrett gekleideten Instagram-Kindern mit ordentlich gebügelten Haaren im Konzertsaal und warteten darauf, dass es schnell vorübergeht. Vermutlich wünschten sie sich in den Kindergottesdienst, zu dem ich sie am vorangegangenen Sonntag gezwungen hatte.
Das Klassikradio zu Hause können sie ja immerhin noch ausschalten oder einfach abhauen. Aber hier waren sie gefangen und auf Gedeih und Verderb dem ausgeliefert, was da kommen mochte.

Und was kam, war Lynn Kao. Eine Dirigentin, die strahlend, lachend und winkend auf die Bühne hopste und das Orchester startete. Es wurde die Ouvertüre der Oper „Carmen“ von George Bizet zum Auftakt gespielt, und meine Kinder fingen sofort den Spirit dieser fantastischen Musik in sich auf und begannen schallend zu lachen. Sie giggelten vor sich hin und konnten überhaupt nicht mehr damit aufhören. Mir war das Ganze schrecklich peinlich, also habe ich – mitgelacht.
Das war aber auch so ansteckend und das Gehopse und Gezappel der Dirigentin war in der Tat ungewöhnlich.
Aber es war toll. Sie hat mit ihrer Energie und ihrer Verve nicht nur die Musiker sondern gleich das ganze Publikum mitgerissen. Das kleine zierliche Persönchen da vorne auf dem Dirigentenpult hat gezeigt, dass dirigieren tatsächlich eine besondere Form des Fitnesstrainings sein kann.  Dirigieren ist das neue Zumba.
Unterhaltsam wurden zwischen den Ouvertüren ein paar theoretische Fakten über Musik  vermittelt und alle gespielten Stücke waren fantastisch, der Knaller war dann aber am Ende der John-Williams-Klassiker „Star Wars: Main Theme“. Den gab es sogar doppelt, da das Publikum lautstark nach einer Zugabe verlangte.

Tja, und seit dem schwingt Fritz zu Hause den Bleistift oder wahlweise auch mal das Laserschwert und dirigiert mit vollem Körpereinsatz das Radioprogramm. Oder die Carmen-Ouvertüre. Oder die „Kampfmusik“, bekannter unter dem Namen „Walkürenritt“. Natürlich in Orchesterlautstärke. In Mahlersinfonie-Orchesterlautstärke.

Wenn Sie also eines Tages in Wiesbaden unterwegs sind und hören die Walküren durch die Lüfte reiten, um die Toten ins Walhalla zu führen, dann haben Sie unser Haus gefunden.

2 Gedanken zu „Klassisches Konzert? Boa, nee! Oder?

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