Freitagabends geht mein Mann Fußball spielen. Zumindest behauptet er das. Seine Beine sind hinterher grün und blau und die Fahne, die ich rieche, ist keine Eckfahne.
Einmal hat er Fritz mitgenommen, der mir im Nachgang verraten hat, dass der Papa zehn Bier getrunken hätte. Mein Man war sehr entrüstet und meinte, es wären lediglich zwei Malzbier gewesen und überhaupt könnte man dem Wicht überhaupt kein Wort glauben. In der Tat geht Fritz mit der Interpretation von Begebenheiten und Tatsachen bisweilen reichlich kreativ um. Einigen wir uns bei den freitagabendlichen Absenzen meines Mannes also auf „geselliger Herrenabend mit aktiven Anteilen, die an Fußball erinnern“.
Wie dem auch sei, eigentlich wollte ich darüber berichten, was wir Zurückgebliebenen freitagabends so machen. Die Kinder und ich machen dann nämlich Heimkino-Abend. Glotze an, Minipizza in den Ofen und Chips und Süßkram in die Bäuche, bis die kurz vorm Platzen sind.
Die Filme werden demokratisch ausgewählt, wobei ich aber doppeltes Stimmrecht habe – ich war immerhin irgendwann mal doppelt so groß wie die Kinder. Allerdings schaffen die Kinder es trotzdem immer wieder, dass eine der zahlreichen „Star Wars“ Episoden über unseren Bildschirm flimmert, auch wenn das Mindestalter sogar für Lina noch in weiter Ferne liegt. Der Hinweis, dass sie die ja schon geguckt hätten, als die Oma auf sie aufgepasst hätte, beruhigt mich dann auch nur bedingt. Aber naja, streng genommen sind die Grimmschen Märchen mindestens genauso harte Kost und ich habe im Alter meiner Kinder mit meiner Oma immer zusammen „Derrick“ und „Ein Fall für Zwei“ geschaut.
Außerdem müssen die Kinder das gesehen haben, um nicht sozial ausgegrenzt zu werden. Schließlich kennen alle ihrer Freunde das!
Ich weiß nicht, wie das Leben meiner Kinder ohne Star Wars und den dazugehörigen Ablegern aussähe. Die Bücher- und CD-Regale wären leerer, dafür die Spardosen voller, da nicht der Großteil des Taschengelds in Star-Wars-Bildchen investiert worden wäre, die zusammen mit den Steinchen der Lego-Star-Wars-Reihe die Zimmerböden dekorieren.
Fritz würde überhaupt nie malen, wenn es keine Ausmalbilder mit Star Wars Helden gäbe, dafür könnte er sich normal fortbewegen, ganz ohne Jedi-Sprünge und Lichtschwert-Gesurre. Es gäbe keinen Krieg mehr im Zimmer meines Sohnes, wo nie ganz klar ist, ob die Guten jetzt gewinnen oder ob nicht doch die Bösen die Oberhand behalten. Fritz hält mich zwar über das Kampfgeschehen in seinen Lego-Spielereien regelmäßig auf dem Laufenden, aber so ganz blicke ich da nicht durch. Ich kann mir ja nicht mal merken, ob die Republik jetzt zu den Guten oder zu den Fiesen gehört. Ich glaube, Fritz weiß das auch nicht immer so genau.
Aber er kann sich gut in die Beteiligten hineinversetzen. Als ich ihn gefragt habe, warum die Legopüppchen alle so böse Gesichter hätten, erklärte er mir: „Mama. Die haben schwere Gefechte vor und hinter sich. Das ist nicht lustig. Da geht es auch schon mal um Leben und Tod und um das große Ganze. Das sind doch keine Zirkusclowns. Da kann man schon mal böse gucken.“
Ahja.
Aber auch meine Tochter nutzt die Star-Wars-Filme, um noch einmal Unterrichtsstoff aus der Schule zu vertiefen. In der einen Folge, ich meine, es wäre der dritte Teil, also der neue dritte Teil, stirbt Anakins Mutter. Lina, zu der Zeit in der zweiten Klasse, erklärte mir, dass sie genau wüsste, wie Anakin sich jetzt fühlen würde, nämlich traurig.
Bislang hatte ich bei meiner Tochter noch nie einen besonderen Hang zur Empathie entdeckt. Dinge die andere betreffen, lassen sie erstaunlich kalt. Finde ich eigentlich nicht schlecht, wenn man sich nicht alles so zu Herzen nimmt, was um einen herum passiert. Aber wenn die eigene Mutter stirbt, ist das natürlich was anderes. Wahrscheinlich hat sie darüber nachgedacht, was wäre, wenn mir was passieren würde und dass sie mich sicherlich sehr vermissen würde und überhaupt, weil ich ja natürlich die tollste Mutter der Welt bin.
Aber dann setzte sie noch hinterher: „Weißt Du, warum ich das weiß? Das haben wir nämlich in der Schule gelernt.“
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