Wenn es draußen kalt und schmuddelig ist, dann sollte man sich drinnen warme Gedanken machen.
Ich erinnere mich gerne an unseren Ausflug nach Berlin im Sommer 2015:
7:11 Uhr fährt unser Zug in Wiesbaden ab. Ganz schön früh, aber dafür hat das Ticket um diese Uhrzeit auch nur 29 Euro für mich und die Kinder gekostet. Immerhin habe ich einen Kaffee in meiner Hand, den ich kurz vorher am Brezelstand erworben hatte.
Die Kinder zanken am Brezelstand. Die Verkäuferin wünscht mir einen schönen Tag. Keine Pointe.
In der S-Bahn schaut ein Mann in unserem Mülleimer nach Kaffeeresten und erklärt, dass er noch keinen Kaffee hatte und dass das ja nicht gehe. Ich schaue den Mann an und dann meinen Kaffee.
Der Kaffee am Brezelstand in Frankfurt am Fernbahnhof ist übrigens fünf Cent teurer. Das stelle ich fest, als ich mir dort meinen zweiten ersten Kaffee des Tages kaufe.
Die Bahn hat sich ein besonderes Unterhaltungsprogramm für uns ausgedacht und eine Gruppe Pfälzerinnen schräg vor uns platziert, die erst mal ein Sektchen aufmachen und dem ersten bis nach Berlin noch weitere folgen lassen. Nach drei Stunden meint Lina erstaunt zu mir:
„Die eine plappert ja ununterbrochen seit wir losgefahren sind.“
Und was für belangloses Zeug. Zum Glück bin ich durch meinen Sohn darin geübt, bei zu großer akustischer Belastung auf Durchzug zu stellen und Störgeräusche auszublenden.
Als die lustigen Pfälzerinnen mit der sächsischen Reisegruppe gegenüber ins Gespräch kommen und anfangen sich über Ausländerproblematiken auszutauschen, wird es mir jedoch zu viel und ich erkunde mit meinem Sohn den Zug.
Insgesamt fünf Mal besichtigen wir die sanitären Anlagen, und dreimal kommen wir am Bordrestaurant vorbei.
Wir freuen uns über die anderen Fahrgäste, die teilweise einen noch merkwürdigeren Eindruck machen als wir oder die Pfälzerinnen. Zum Beispiel entdecken wir einen etwa zwölfjährigen Jungen, der Cowboystiefel zur blauen Baumwolljogginghose trägt und auf seinem Kopf zwei Cowboyhüte übereinander.
Als die Schaffnerin vorbeikommt, frage ich sie nach einer Kinderkarte.
„Nein, tut mir leid, ich habe keine mehr, aber fragen Sie doch den nächsten. Wir wechseln bald.“
Der nächste Schaffner hat leider auch kein Kinderticket für uns. Genauso wenig wie der übernächste. Vier Schaffner lernen wir kennen, ein Kinderticket hat leider keiner.
Nach dreieinhalb Stunden Fahrt wähne ich mich quasi direkt kurz vor dem Ziel der Reise, nach dem Proviantstand zu urteilen, müssten wir jeden Moment ankommen. Da es aber nach einem Blick auf die Uhr doch noch zwei Stunden dauern wird, begehen die Kinder eine Verzweiflungstat: Sie essen die mitgenommenen Äpfel!
Vier Krotzen später sind wir dann doch endlich da.
Berlin empfängt uns freundlich. Lina meint zwar, das hätte daran gelegen, dass ich einen total planlosen Eindruck gemacht hätte, aber eine ältere Dame ist netterweise darum bemüht, uns in die richtige S-Bahn in Richtung unseres Hotels zu setzen.
Genauso freundlich geht es in der S-Bahn weiter. Neben uns sitzen zwei Bahnbedienstete. Fritz fragt sie, ob sie Schaffner wären und wo sie denn ihre Krawatten hätten. Als die Herren ihre Krawatten aus der Tasche ziehen, sehe ich, dass es sich dabei um Krawatten-Attrappen handelt, die mit einem Gummiband befestigt werden. Wie so Kinderschlipse.
Fritz` Frage beantworten sie auch noch:
„Nein Schaffner sind wir nicht. Sonst würden wir ja jetzt Fahrkarten kontrollieren. Hast Du denn eine oder willst Du eine Kinderfahrkarte?“

Na, endlich!
Und wie es weitergeht? Demnächst hier in dieser Sandkiste.
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Ach wie gut, dass sich Berlin zumindest zu Beginn dieser Reise von seiner netten Seite präsentiert 😉
Hoffe, es geht / ging so weiter 🙋
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Es bleibt spannend 😇
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