Hamburg, Teil 2: Hoppe, hoppe Bus


Das Hotel ist wundervoll.
Dammtorpalais. Das klingt schon, als wäre die Adresse einer Prinzessin wie mir angemessen. Ich fühle mich gleich superdupersuperior, als wir unser Superior-Doppelzimmer betreten. Boxspring-Betten, Schöner-Wohnen-Wandfarben an den stuckverzierten Wänden und sogar ein kleiner Balkon. Gut, dass ich großzügig eingepackt habe: drei Jacken, zwei Kleider, vier Paar Schuhe und jede Menge Chichi. Nur für mich. Welch ein Luxus! Kein Spielzeug, keine fünffach Wechselsätze für die Kinder und schon gar keine praktischen fleckabsorbierendfarbigen Klamotten wie sonst im Urlaub. Eltern wissen was ich meine.
Und freies W-LAN. Die Kinder werden sich ärgern, dass sie nicht mitgekommen sind. Hehe.

hotelzimmer

Liegen bleiben wäre auch eine Option …

Eigentlich könnten wir auch die nächsten drei Tage im Hotelzimmer verbringen, so toll ist es hier, aber wir wollen ja was von Hamburg sehen, also machen wir uns auf, als erstes einen Hop-on-hop-off-Bus zu suchen, um uns einen ersten Eindruck zu verschaffen.
Die Stadt verzaubert mich. Ich kann mich gar nicht satt sehen an den ganzen schönen Häusern, die es hier gibt. Wiesbaden hat auch wunderschöne Altbauten in großer Anzahl, aber hier ist doch alles noch mal deutlich größer, mondäner und gepflegter. Und die Häuser haben fast alle einen Namen. Das gefällt mir gut. Wenn wir zurück sind, müssen wir uns unbedingt einen Namen für unser Häuschen überlegen.

tolles-architekturfoto

Im Bus gibt es Live-Berichterstattung. Und einen coolen Busfahrer mit Schlangenleder-Cowboystiefeln samt Sonnenbrille und Vollbart. In seiner Freizeit spielt der bestimmt bei ZZ-Top. Immerhin heißt er Zwen. Der Anfangsbuchstabe würde ja schon mal passen.

Wir bekommen viele interessante Informationen, zum Beispiel, dass es in Hamburg 4,2 Millionen Bäume gibt.
An den Landungsbrücken steigen wir aus. Ich lerne, dass es sich bei den Landungsbrücken mitnichten um ein Denkmal aus dem zweiten Weltkrieg handelt, an dem die Alliierten eingefallen sind. Das habe ich nämlich immer gedacht. Manchmal ist es ganz gut, wenn man seine Vorstellungen mit der Realität abgleicht. Und hier weiß jetzt jeder, dass man mich in Geschichts-Dingen nicht unbedingt als Telefonjoker bei „Wer wird Millionär?“ einsetzen sollte. Übrigens auch nicht für Erdkunde. Vielleicht besser überhaupt gar nicht.

Weltkriegsdenkmal hin oder her, es ist Mittag, den Proviant für die Fahrt hatten wir innerhalb der ersten Reisestunde weggeputzt, wir haben Hunger, also gibt es erst mal Backfisch, wie sich das gehört.

backfisch-kartoffelsalat

Verwegene Komposition: Wie Wolken über einem schneebedeckten Berggipfel fließen Remoulade und Kartoffelsalat ineinander.

Heute ist Tourentag. Im Anschluss an das delikate Mittagessen machen wir eine Hafenrundfahrt auf einer Barkasse. Ob das schlau war? Leider habe ich mich in der Vergangenheit als nicht ganz seefest erwiesen.
Mein Mann reiht sich brav in die Menge der Touri-Fotografen ein. Aber seine Fotos sind bestimmt die besten. Vor allem sind sie besser als meine miesen Handy-Fotos.

speicherstadt-fotografen

Der Kapitän tröstet uns Passagiere mit dem Hinweis, dass wir ja mit Photoshop ein wenig trübes Wetter und Regen in die Bilder reinretuschieren können. Das wäre natürlich jetzt ein wenig blöd, dass wir ausgerechnet am 1. April einen von den 52 Hamburger Sonnentagen im Jahr erwischt hätten.  Und auch ansonsten ist er ganz witzig und unterhaltsam.
Einen kurzen Schreckmoment gibt es, als wir von den Docks der im Bau befindlichen Marine-Angeber-Schiffe wegfahren. Da dürften wir eigentlich gar nicht so nah ran wegen Spionage und so, sagt der Kapitän, während er die Titanic-Musik anspielt. Normalerweise käme sonst gleich die Entenpolizei, sein Wort für die Wasserschutzpolizei.
Allerdings kämen sie nicht nur, plötzlich sind sie tatsächlich dicht hinter unserem Schiff. Aber wir werden nicht gestoppt oder durchsucht und müssen auch nicht unsere Fotos löschen.

entenpolizei

Als wir wieder sicher und sogar ohne flaues Gefühl im Magen im Hafen angekommen sind, bummeln wir bei dem schönen Wetter ein wenig durch den alten Elbtunnel und suchen uns danach einen neuen Touribus. Diesmal ist er mit anderem Personal besetzt. Wir erfahren viele interessante Dinge, zum Beispiel, dass es in Hamburg 3.8 Millionen Bäume gibt.
Am Jungfernstieg steigen wir wieder aus und bummeln durch die Stadt. Ich finde neue Freunde

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Minions and me. Kevin, Verena und Stuart.

Anschließend ist es höchste Zeit für ein Kaffeepäuschen. Ich esse das erste Franzbrötchen meines Lebens, da im Reiseführer stand, dass man das machen soll. Und wer bin ich, dass ich einen Ratschlag abweise, der Essen betrifft. Mein Geschmack ist es nicht, aber ein Foto mache ich schon davon

verena-fotografiert-franzbr

Wir laufen weiter mit begeistert staunend aufgerissenen Augen durch Hamburg und mein Herzensmann fotografiert, als würde er dafür bezahlt.
Udo Lindenberg, oder Bruno Linsenberg, wie der Sohn den Musiker nennt, treffen wir nicht, obwohl wir vor dem Hotel Atlantic nach ihm rufen.
Auch ein Grund, warum die Kinder nicht mitdurften. Fritz wollte, wenn überhaupt, dann nur im Hotel Atlantic absteigen. Drunter würde er es nicht machen.

hotel-atlantic

Höchste Zeit, mal an die Abendverpflegung zu denken. Wir schlendern durch das Grindelviertel, in dem unser Hotel liegt, und sind fasziniert ob der kulinarischen Vielfalt, die sich uns hier bietet.
Es gibt so viele tolle Restaurants und Foodshops, dass wir beinahe verhungert wären, weil wir uns nicht entscheiden konnten.
Wir waren dann doch noch bei Qrito Quesadillas essen, das Hotel hatten wir schon bezahlt, da können wir jetzt ja nicht einfach so verhungern.

quesadilia

Sieht vielleicht nicht spektakulär aus, war aber sehr lecker

Allerdings war das gar nicht so einfach. Man hat jede Menge Möglichkeiten, sich seine Quesadilla zu konfigurieren, ein Autokauf ist dagegen wie wenn man im englischen Internat morgens vor dem Kleiderschrank steht und überlegt, was man heute wohl anziehen soll.
Aber der nette Angestellte hatsehr viel Geduld mit uns und am Ende haben wir ein leckeres Essen kombiniert mit dem guten Gefühl, jetzt hippe urban people zu sein.

Auf dem Heimweg essen wir noch eine gefüllte Kartoffel und entdecken andere Welten:

andere-welten

Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis …

Dieses war der erste Tag, doch der zweite folgt – naja, irgendwann demnächst.
Im nächsten Teil erfährt man, warum die Elbphilharmonie wirklich so teuer geworden ist, was man bei Tim Mälzer so essen kann und was man dort besser nicht anzieht. Vielleicht machen wir abends einen Ausflug auf die Reeperbahn.
Und das mit den Bäumen ist auch noch nicht endgültig geklärt.

Hier gibt es den ersten Teil der Hamburgfahrt für alle, die ihn verpasst haben oder noch mal lesen möchte.

4 Gedanken zu „Hamburg, Teil 2: Hoppe, hoppe Bus

  1. Patrick H.

    Jaaahaa, Hamburg meine Perle 🙂
    Der große Rotklinker- Innenhof gehört übrigens zum Chilehaus – ein Kontorhaus, das der Form eine Schiffen nachempfunden ist.
    Ihr habt Euch wirklich schöne Ecken angeschaut!
    Andere Welten an der Grindelallee ist auch Kult 🙂

    Und das Wetter hat ja wohl auch mitgespielt.

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  2. 11i

    Herrlich, freue mich schon auf den nächsten Teil!!! Viel Spaß noch und vielleicht trefft ihr ja Herrn Stuckrad-Barre beim Atlantic – wenn Udo sich schon nicht blicken lässt 😉😉😉…

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